William of Poitiers war ein fränkischer Priester normannischer Herkunft und Kaplan von König Wilhelm I dem Eroberer, für den er die Normannische Eroberung von England in seiner Gesta Willelmi ducis Normannorum et regis Anglorum beschrieb.
Geschichte[]
Nur wenig ist über William bekannt, wobei die meisten Informationen von Ordericus Vitalis in dessen Historia Ecclesiactica stammen, die 1114-5 und 1125 geschrieben wurde. [1] Er wurde anscheinend gegen 1020 in Les Préaux, Frankreich, geboren in eine einflussreiche normannische Ritterfamilie. [2] Laut Ordericus war William ursprünglich ein Ritter, was ihm einen viel größeren Einblick in die Details des Krieges gab, als der typische mittelalterliche kirchliche Schreiber sie hatte. Gegen 1049 entschied er sich, in die Kirche einzutreten. Er studierte an der bekannten Schule Saint Hilaire-le-Grand in Poitiers und soll "gelehrter als all seine Freunde und Nachbarn" in die Normandie zurückgekehrt sein. [1] Er wurde schließlich Kaplan von Wilhelm - zu dieser Zeit noch Herzog der Normandie - und Erzdiakon von Lisieux. [2] Er erscheint jedoch in keiner kirchlichen, herzoglichen oder königlichen Urkunde, wie man es von jemandem in solch einer Position erwarten könnte, was Zweifel aufkommen lässt an Ordericus' Bericht über das Leben von William. [3]
Nur wenig ist über ihn im hohen Alter bekannt und er zog sich vermutlich in ein religiöses Haus zurück, oder fiel politisch in Ungnade. Dies wird von Ordericus' aussage angedeutet, dass William gezwungen wurde, seine Geschichte über Wilhelm I den Eroberer zu schreiben, aufgrund von "ungünstigen Umständen", die nicht näher bekannt sind. Mögliche Verbindungen zwischen William und dem rebellischen Sohn von König Wilhelm, Robert Curthose, können gefunden werden und könnten daher eine Erklärung darstellen. [1]
Gesta Guillelmi[]
William schrieb die Gesta Guillelmi irgendwann nach 1066. Sie erzählt die Geschichte von Herzog Wilhelm, wie er die Normannische Eroberung von England vorbereitete und durchführte. Sie rechtfertigt auch Wilhelms Besteigung des englischen Throns. Der Großteil der Arbeit wurde vermutlich zwischen 1071 und 1077 geschrieben. [2]
Die Gesta Guillelmi ist die früheste ausführliche Biographie eines Herzogs der Normandie und eine unschätzbare Quelle für die Schlacht von Hastings im Jahr 1066. William war der perfekte Autor für die Gesta, da er sowohl als Ritter ausgebildet war als auch als Kaplan im Haushalt von Wilhelm arbeitete.
Es sind keine Ausgaben der Gesta erhalten geblieben. André Duchesne veröffentlichte 1619 eine Ausgabe, [2] wobei sogar in seinem (inzwischen verlorenen) Manuskript Anfang und Ende fehlten. Diese Ausgabe deckt die Zeit von 1047 bis 1068 ab und beginnt und endet mitten im Satz. Es gibt auch einige rückblickende Abschnitte betreffend Angelegenheiten in England nach dem Tod von Knut dem Großen 1035. Ordericus Vitalis berichtet, dass es ursprünglich im Jahr 1071 endete. Die Gesta Guillelmi ist sehr wertvoll als Quelle für die Schlacht von Hastings und basiert vermutlich auf Erlebnissen und Eindrücken aus erster Hand.
Die Gesta dient auch als Lobrede auf Wilhelm I den Eroberer. R. Allen Brown schrieb: "In der Lobrede gibt es einen Reichtum an Fakten und Details ... die hauptsächlich aus persönlichem Wissen und persönlichen Kontakten stammen, gesammelt und intelligent zusammengestellt von einem Mann, der einzigartig qualifiziert war sowohl als Kleriker als auch als Ritter, eng verbunden mit dem Hof ... Man könnte hinzufügen, dass William of Poitiers seinen Helden von ihrer gemeinsamen Jugend an gekannt haben muss, und darauf drängen, dass er sowohl als früherer Ritter und früherer Kaplan in der Lage ist, uns dem Herzen der Normandie in der Mitte des 11. Jahrhunderts näher zu bringen, als irgend ein anderer Schreiber dieser Zeit oder später." [4]
Kritik an der Gesta[]
William of Poitiers hielt sich zweifellos für einen Historiker. Er erwähnt in der Gesta, dass es die Pflicht eines Historikers ist, innerhalb der "Grenzen der Wahrheit" zu bleiben; doch er hält sich nicht an diese Regel. Antonia Gransden zeigt, dass William genauso sehr ein Lobredner war wie ein Historiker. [4] Sie fasst die Gesta als "voreingenommenen, unzuverlässigen Bericht von Ereignissen und unrealistische Darstellung der beiden Hauptprotagonisten" zusammen. [5] Weiterhin entschied sich Ordericus Vitalis, der die Gesta als seine Hauptquelle bei der Erstellung seiner Ecclesiastical History nutzte, viele von Poitiers' Passagen in der Gesta zu übergehen oder ihnen zu widersprechen, inklusive des Leugnens von König Wilhelms Gnade gegenüber den eroberten Engländern; aufgezogen in England von 1075 bis 1085 wusste er es besser. Doch die Gesta kann nicht vollkommen abgelehnt werden. Ein Großteil der lobrednerischen Passagen sind leicht zu isolieren und es gibt viel Material, das William of Poitiers vermutlich wahrheitsgemäß darstellt.
Inhalt[]
Angelsächsische Gesellschaft[]
William of Poitiers beschreibt detailliert das Leben von Herzog Wilhelm. Dennoch gibt es ein paar große Einblicke in die Angelsächsische Gesellschaft vor der Eroberung. Beispielsweise berichtet William, dass eine dänische Plündergruppe mit "großer Beute" aus England zurückkehrte. Weiterhin soll Harald "üppige Schätze mit sich" gehabt haben, "um Herzöge zu verführen". Dies könnte die unzähligen Angriffe erklären, die England im 10. und frühen 11. Jahrhundert zu erleiden hatte. William glaubte, dass die Engländer vor der Eroberung "alle Liebe zu ihrem Land zeigten", was andeutet, dass es einiges an nationaler Identität gab, das in der Normandie fehlte. [6]
Normannische Gesellschaft[]
William of Poitiers gibt uns ein Bild des normannischen Frankreich vor 1066. Die verschiedenen Rebellionen, denen sich Herzog Wilhelm in seiner frühen Herrschaft gegenüber sah, sind detailliert in etwas, das ein gesplittertes Herzogtum war. Die örtlichen normannischen Lords führten ständig private Kriege, im Gegensatz zu dem relativ stabilen angelsächsischen Königreich auf der anderen Seite des Kanals. Die häuslichen Turbulenzen zwangen Herzog Wilhelm, seinen Adel zu unterwerfen, manchmal durch Zusammenarbeit und nicht durch Zwang; beispielsweise berichtet die Gesta Guillemi, dass Guy von Burgund an seinem Hof bleiben durfte, obwohl er gegen Wilhelm rebelliert hatte. William of Poitiers zeigt, dass die normannische Burg ein wichtiges Element der Gesellschaft war. Ein effektiver Herzog konnte sie als strategische Machtbasis benutzen; doch eine Burg konnte auch ein Sammelpunkt für rebellische Adlige sein. William berichtet von vielen herzoglichen Belagerungen als Resultat daraus. [6]
Mittelalterliche Literarische Tradition[]
Als lobrednerischer Text beleuchtet Williams Geschichte konstant Wilhelms bewundernswerte Fähigkeiten, beispielsweise, dass der Herzog "überragend an Intelligenz, Fleiß und Stärke" war. Für William of Poitiers verkörperte Herzog Wilhelm das perfekte Ideal von Ritterlichkeit, wie dargestellt durch unwahrscheinliche Geschichten, überall verstreut in der Gesta; beispielsweise berichtet er, dass Wilhelm mit fünfzig seiner Ritter eine Armee von eintausend Mann bekämpfte und besiegte. Dies stellt eine klare Übertreibung dar. William of Poitiers vergleicht Herzog Wilhelms Eroberungen auch mit denen der griechischen und römischen Welt. Beispielsweise gibt es einen langen Vergleich zwischen Wilhelm und Caesars Eroberung von Britannien. [6] Nicht nur wurde dies geschrieben, um Herzog Wilhelm zu schmeicheln, sondern zeigt auch William of Poitiers eigenes Wissen.
Schlacht von Hastings[]
Die Gesta Guillelmi gibt die traditionelle Erzählung von der Schlacht von Hastings wieder. William of Poitiers gibt detaillierte Beschreibungen über die Zusammenstellung der normannischen und angelsächsischen Armeen wieder. Weiterhin beschreibt er das berühmte "vorgetäuschte Flucht"-Manöver.
Anmerkungen[]
- ↑ 1,0 1,1 1,2 Davis, R. H. C.: 'William of Poitiers and his history of William the Conqueror', in Davis, R. H. C.; Wallace-Hadrill, J.M. (eds., 1981) The Writing of history in the Middle Ages: essays presented to Richard William Southern
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 Chisholm, Hugh, ed. (1911). "William of Poitiers" . Encyclopædia Britannica
- ↑ Davis, R. H. C.; Chibnall, Marjorie (eds., 1998) 'Introduction' from William of Poitiers 'Gesta Guillemi' – The Deeds of William the Conqueror'
- ↑ 4,0 4,1 Brown, R. Allen (1980) Anglo-Norman Studies III: Proceedings of the Battle Conference
- ↑ Gransden, Antonia (1974) Historical Writing in England c. 550 to c. 1307
- ↑ 6,0 6,1 6,2 William of Poitiers, Gesta Guillelmi, ed. and tr. Davis, R. H. C.; Chibnall, Marjorie (1998). The Gesta Guillelmi of William of Poitiers