Ralph d'Escures war ein mittelalterlicher Abt von Séez, Bischof von Rochester und Erzbischof von Canterbury.
Geschichte[]
Frühe Jahre[]
Ralph war der Sohn von Seffrid d'Escures und dessen erster Ehefrau Rascendis. [1] Sein Halbbruder Seffrid I [1] [2] war von 1125 bis 1145 Bischof von Chichester. [3] Der Nachname de Turbine, unter dem Ralph manchmal in älteren Gelehrtenkreisen bekannt ist, wurde ihm erst im 14. Jahrhundert angehängt und stammte vermutlich aus einer Verwechslung mit Ralphs Nachfolger William de Corbeil. [1]
Ralph studierte in der Schule der Abtei Bec, [4] bevor er 1079 in die Abtei von St. Martin in Séez eintrat. [5] Diese war von Haus Montgomerie und Haus Bellême gegründet worden und befand sich noch immer in deren Grafschaft. [5] Ralph wurde 1091 Abt von St. Martin, Abt Anselm von Bec (später Ralphs Vorgänger als Erzbischof von Canterbury) nahm an seiner Wahl teil. [5]
Zeit in England[]
Bald danach besuchte Ralph England, vermutlich die Abtei Shrewsbury, ein Tochterhaus von Séez. [1] Er war möglicherweise 1102 an der Verhandlung mit Robert de Bellême in Shrewsbury über dessen Unterwerfung beteiligt, denn einige Chronisten berichten, dass es Ralph war, der König Heinrich I die Schlüssel zur Burg übergab. [6] 1103 suchte er Zuflucht in England vor den Forderungen von Robert de Bellême nach Gefolgschaft. Ralph weigerte sich, ihm Gefolgschaft zu schwören, denn Papst Urban II hatte befohlen, dass kein Kleriker einem Laien Gefolgschaft schwören sollte. [5] Robert forderte außerdem hohe Steuern und Ralph floh zusammen mit Serlo, Bischof von Séez, der ebenfalls unter Roberts Forderungen litt. [6] Ralph verbrachte seine Zeit in England mit seinen Freunden Anselm und Gundulf, Bischof von Rochester. [7] Er beteiligte sich an der Überführung der Gebeine des Heiligen Cuthbert in Durham, war einer derjenigen, die den Körper exhumierten und erklärte die Leiche des Heiligen für unverwest. 1106 besuchte er Anselm in der Abtei Bec, versuchte sich aber wohl selbst nicht wieder in Séez niederzulassen. Nachdem Anselm zum Erzbischof von Canterbury gewählt worden war, scheint Ralph ein Teil seines Haushalts geworden zu sein. [1]
Im Juni 1108 wurde Ralph Gundulfs Nachfolger als Bischof von Rochester, nachdem Gundulf ihn vor seinem Tod nominiert hatte. [8] Ralph wurde am 9. August 1108 geweiht. [9] Im April 1109 war er an Erzbischof Anselms Totenbett anwesend [1] und handelte danach als Verwalter der Diözese von Canterbury, [10] bis er am 26. April 1114 in Windsor zum neuen Erzbischof gewählt wurde. [9] Der König hatte seinen Doktor, den Italiener Faricus, Abt von Abingdon, vorgeschlagen, doch der Adel und die Bischöfe waren dagegen, dass jemand anderes als ein Normanne ernannt werden würde. [7] Die Bischöfe wünschten sich außerdem jemanden, der kein Mönch war oder zumindest keiner, der Heinrich I nahe stand. Als Kompromiss wurde Ralph gewählt, nicht jemand aus dem säkularen Klerus, den die Bischöfe bisher bevorzugt hatten. [11] Obwohl Ralph ein Mönch war und nicht als königlicher Kleriker gedient hatte, war er auch ein Bischof, was die anderen Bischöfe mit seiner Wahl versöhnt zu haben scheint. [4]
Erzbischof von Canterbury[]
Ralph wurde nur nicht vom Kapitel von Canterbury gewählt, zu seiner Wahl gehörte auch eine Versammlung der Magnaten und Bischöfe, die sich mit dem König trafen. Er wurde weder allein vom König, noch allein von den Bischöfen oder dem Kapitel gewählt. [4] Ralph erhielt sein Pallium vom Papst und reiste nicht nach Rom, um es zu holen. [7] Papst Paschalis II war jedoch nur schwer zu überzeugen gewesen, Ralph das Pallium überhaupt zu gewähren, da der Papst erneut versuchte, päpstliche Gerichtsbarkeit über die englische Kirche auszuüben. Es war Anselm von St. Saba, der das Pallium nach England brachte, zusammen mit Briefen von Paschalis, der sich darin beschwerte, dass die Englische Kirche Bischöfe von einer Diözese in die andere versetzte, ohne die päpstliche Erlaubnis einzuholen, dass es päpstlichen Legaten verweigert wurde, England zu betreten und dass der König keine Einsprüche beim Papst bezüglich kirchlicher Angelegenheiten erlaubte. [6] 1116 forderte der Papst sogar die Zahlung des Peterspfennigs - eine direkte Zahlung an den Papst in Höhe eines Pennys für jeden Haushalt in England. Ralph erklärte beim Erhalt des Palliums seine "Treue und kanonischen Gehorsam" gegenüber dem Papst, gab dessen Forderungen aber nicht nach und unterstützte tatsächlich König Heinrich dabei, sich dem Papst zu widersetzen. [4]
Als Erzbischof vertrat Ralph die Rechte der Diözese von Canterbury und der englischen Kirche. [7] Er beanspruchte Autorität in Wales und Schottland und schrieb an den Papst, dass "die Kirche von Canterbury nicht aufgehört hat, pastorale Fürsorge für ganz Britannien und Irland auszuüben, sowohl aus Nächstenliebe als auch aufgrund des Rechts der Vorherrschaft". [12] Er riet dem Bischof von Llandaff, dass eine neue Kathedrale von Llandaff gebaut werden sollte und gewährte den Helfern einen Ablass. [6] Er weigerte sich sogar, Thurstan zum Erzbischof von York zu weihen, weil dieser sich dem Erzbischof von Canterbury nicht unterwerfen wollte, [5] als Teil des lang anhaltenden Canterbury-York-Disputs. [7] Zunächst verließ sich Ralph nur auf die Forderung des Königs, dass Thurstan sich unterwerfen solle, doch später wandte er sich an die Päpste, um Thurstan dazu zu zwingen. Seine Weigerung führte jedoch zu einem Streit mit Papst Paschalis II, der Thurstan unterstützte. Ralph besuchte Rom 1117, konnte aber nicht mit Paschalis sprechen, da der Papst vor einer heranziehenden kaiserlichen Armee aus der Stadt geflohen war. [4] Ralph war während der Reise an einem Geschwür im Gesicht erkrankt und fürchtete eine Zeit lang, dass er sterben würde. Er erholte sich genug, um nach Rom weiter zu reisen, was jedoch keinen Erfolg brachte. [1] Trotz Anweisungen von Paschalis' Vorgängern Gelasius II und Calixt II weigerte sich der Erzbischof weiterhin, Thurstan zu weihen, und dieser war bei Ralphs Tod noch immer ungeweiht. [5] Thurstan wurde schließlich in Rheims von Papst Calixt II geweiht, im Mai 1119, doch die Frage der Vorherrschaft war noch immer ungeklärt. [1]
Obwohl Ralph mit York über die Vorherrschaft stritt, ist klar, dass er den Investiturstreit in England als beigelegt ansah, denn er nahm 1117 bei seinem Besuch eine neutrale Haltung ein gegenüber dem Streit, der noch immer zwischen Papst und Kaiser herrschte. 1115 weigerte er sich jedoch, Bernard zum Bischof von St. David's in der königlichen Kapelle zu weihen, obwohl Robert von Meulan, der oberste Berater des Königs, argumentierte, dass die Weihung laut altem Brauch in der königlichen Kapelle stattfinden musste. Der König bestand aber nicht darauf, und Ralph gewann die Konfrontation. [4] Er war außerdem verwickelt in kirchliche Angelegenheiten in der Normandie, denn er nahm am Konzil in Rouen teil, das 1118 abgehalten wurde. [13]
Letzte Jahre und Vermächtnis[]
Am 11. Juli 1119 erlitt Ralph einen Schlaganfall, als er sich nach der Feier der Messe umzog. Von da an bis zu seinem Tod war er teilweise gelähmt und nicht mehr in der Lage, deutlich zu sprechen. [14] Er war noch immer daran beteiligt, Entscheidungen zu treffen, und stimmte 1120 dem Vorschlag von König Alexander I von Schottland zu, dass Eadmer der nächste Bischof von St. Andrews werden sollte. [1] Ralph gehörte 1121 zu denen, die über die Wiederverheiratung von Heinrich I mit Adelheid von Löwen befragt wurden. [10] Er setzte außerdem erfolgreich gegenüber Versuche von Roger von Salisbury sein Recht durch, die neue Hochzeit des Königs zu feiern. [4] Aufgrund der Schäden durch seinen Schlaganfall konnte er die Zeremonie nicht durchführen, doch als Roger versuchte, es selbst zu tun, bestand Ralph erfolgreich darauf, den Liturgen zu wählen, und William Giffard, Bischof von Winchester, führte die Hochzeit durch. [6]
Ralph starb am 20. Oktober 1122 [9] in Canterbury. Er wurde am 23. Oktober im Kirchenschiff der Kathedrale begraben. [1] Sein Neffe John war ein Kleriker unter Ralph gewesen und Ralph hatte ihn später zum Erzdiakon von Canterbury ernannt. Nach Ralphs Tod wurde John zum Bischof von Rochester gewählt. [8] [15]
Ralph wurde als "geistreicher, unbekümmerter" Mann beschrieben. Der Streit mit York jedoch, zusammen mit seinen Krankheiten und den Auswirkungen des Schlaganfalls verwandelten ihn in seinen letzten Jahren in einen streitsüchtigen Menschen. [6] Ordericus Vitalis sagte, dass er gut ausgebildet war und von den Menschen sehr geschätzt wurde. Sogar William of Malmesbury, der kein Liebhaber von Kirchenmännern und immer bereit war, Fehler bei ihnen zu finden, bemängelte an Ralph nur seinen zeitweisen Hang zur Leichtfertigkeit. [1]
Stammbaum[]
♔ König ♕ regierende Königin |
- Seffrid d'Escures ⚭ | Rascendis; ⚭ || NN
- | Ralph d'Escures, Erzbischof von Canterbury
- || Seffrid I, Bischof von Chichester
- NN
- John I, Bischof von Rochester
Anmerkungen[]
- ↑ 1,00 1,01 1,02 1,03 1,04 1,05 1,06 1,07 1,08 1,09 1,10 Brett, Martin (2004). "Escures, Ralph d' (c.1068–1122)". Oxford Dictionary of National Biography
- ↑ Greenway, Diana (1996). "Bishops". Fasti Ecclesiae Anglicanae 1066–1300
- ↑ Knowles, David; London, Vera C. M.; Brooke, C. N. L. (2001). The Heads of Religious Houses, England and Wales, 940–1216
- ↑ 4,0 4,1 4,2 4,3 4,4 4,5 4,6 Cantor, Norman F. (1958). Church, Kingship, and Lay Investiture in England 1089–1135
- ↑ 5,0 5,1 5,2 5,3 5,4 5,5 Vaughn, Sally N. (1987). Anselm of Bec and Robert of Meulan: The Innocence of the Dove and the Wisdom of the Serpent
- ↑ 6,0 6,1 6,2 6,3 6,4 6,5 Hollister, C. Warren (2001). Frost, Amanda Clark (ed.). Henry I
- ↑ 7,0 7,1 7,2 7,3 7,4 Barlow, Frank (1979). The English Church 1066–1154: A History of the Anglo-Norman Church
- ↑ 8,0 8,1 Greenway, Diana (1971). "Rochester: Bishops". Fasti Ecclesiae Anglicanae 1066–1300
- ↑ 9,0 9,1 9,2 Fryde, E. B.; Greenway, Diana; Porter, Stephen; Roy, Ian (1996). Handbook of British Chronology
- ↑ 10,0 10,1 Powell, J. Enoch; Wallis, Keith (1968). The House of Lords in the Middle Ages: A History of the English House of Lords to 1540
- ↑ Knowles, David (1976). The Monastic Order in England: A History of its Development from the Times of St. Dunstan to the Fourth Lateran Council, 940–1216
- ↑ Bartlett, Robert (2000). England Under the Norman and Angevin Kings: 1075–1225
- ↑ Spear, David S. (Spring 1982). "The Norman Empire and the Secular Clergy, 1066–1204". Journal of British Studies
- ↑ Bethell, D. L. (October 1969). "English Black Monks and Episcopal Elections in the 1120s". The English Historical Review
- ↑ Greenway, Diana (1971). "Archdeacons: Canterbury". Fasti Ecclesiae Anglicanae 1066–1300