Otto IV war Kaiser des Heiligen Römischen Reiches von 1209 bis 1218.
Geschichte[]
Frühe Jahre[]
Otto war der dritte Sohn von Heinrich dem Löwen, Herzog von Bayern und Sachsen und Matilda von England. [1] Er wuchs auf in England [2] unter der Aufsicht seines Großvaters mütterlicherseits, Heinrich II von England. Otto sprach fließend Französisch und Deutsch. [3] Nach dem Tod von Heinrich II wurde er der Ziehsohn seines Onkels Richard I Löwenherz. Als Richard I 1190 England verließ, um sich dem Dritten Kreuzzug anzuschließen, machte er Otto zum Earl of York. Dies wurde jedoch von den Vasallen von Yorkshire angezweifelt, die Otto davon abhielten, seine Grafschaft in Besitz zu nehmen. [4] Er besuchte Yorkshire wahrscheinlich dennoch 1191 [3] und beanspruchte die Einkünfte der Grafschaft weiterhin, nachdem er König von Deutschland geworden war, wobei er sie jedoch niemals einholte. [5] Es gelang ihm später auch nicht, die 25000 Silbermark zu erhalten, die sein Onkel Richard ihm in seinem Testament im Jahr 1199 vermacht hatte. [6]
1195 begann Richard mit Verhandlungen, um Otto mit Margaret zu verheiraten, der Tochter und Erbin von Wilhelm I dem Löwen, König von Schottland. [6] [4] [7] Richard sollte Lothian, das Teil von Margarets Mitgift war, als Sicherheit erhalten und die Countys Northumberland und Cumberland wurden an Otto gegeben und danach dem König von Schottland. Die Verhandlungen zogen sich bis zum August 1198 hin, als die Geburt eines Sohnes und Erben für Wilhelm die Verhandlungen unnötig machte. Da es ihm somit nicht gelungen war, Otto eine englische Grafschaft oder ein schottisches Königreich zu verschaffen, gab Richard - in seiner Kapazität als Herzog von Aquitanien - die Grafschaft Poitou. [4] Es gibt einige Uneinigkeit darüber, ob Otto Poitou im Austausch für oder zusätzlich zu der Grafschaft York erhielt. [3]
Otto befand sich von September 1196 bis Mitte 1197 in Poitou und schloss sich dann in der Normandie Richard an, um mit ihm über die Ernennung von Bischöfen für die vakanten Diözesen von Poitiers, Limoges und Périgueux zu beraten. Er nahm dann am Krieg gegen Philip II von Frankreich teil. Im Oktober kehrte er ins Poitou zurück. Der deutsche Historiker Jens Ahlers glaubt betreffend Ottos Leben vor 1198, dass er möglicherweise der erste ausländische König von Deutschland gewesen sein könnte. [3] [8]
König von Deutschland[]
Nach dem Tod von Kaiser Heinrich VI wollte die Mehrheit der Prinzen des Kaiserreiches, die ihre Ländereien im Süden hatten, Heinrichs Bruder Philip im März 1198 zum König wählen, nachdem sie von diesem Geld und Versprechungen erhalten hatten. [9] Doch die Prinzen, die gegen die Dynastie der Hohenstaufen waren, entschieden durch die Einwirkung von Richard I, statt dessen ein Mitglied des Hauses der Welfen zu wählen. Ottos älterer Bruder Heinrich nahm 1197 am Dritten Kreuzzug teil, und so fiel die Wahl auf Otto. Er wurde schnell im Nordwesten und dem Gebiet des Niederrheins anerkannt, und von seinen Anhängern am 9. Juni 1198 in Köln zum König gewählt. [2] er wurde am 12. Juli 1198 von Erzbischof Adolf von Köln mit falschen kaiserlichen Insignien gekrönt, da die tatsächlichen Gegenstände sich in den Händen der Hohenstaufen befanden. [10]
Ottos Wahl zog das reich in den Konflikt zwischen England und Frankreich hinein. Der Hohenstaufer Philip hatte sich mit König Philip II von Frankreich verbündet, während Otto zunächst von Richard I unterstützt wurde und nach dessen Tod im Jahr 1199 von seinem Bruder Johann. [9] Gleichzeitig versuchte der amtierende Papst Innozenz III, die anhaltende Vereinigung von Sizilien und dem Heiligen Römischen Reich unter einem Herrscher zu verhindern, [11] und nutzte die Gelegenheit, um seinen Einflussbereich zu erweitern. Er bevorzugte daher Otto, dessen Familie Gegner des Hauses Hohenstaufen waren. [1] Otto schien gewillt, alle Forderungen des Papstes zu erfüllen. Die Verwirrung im Reich ermöglichte es Innozenz, die kaiserlichen Feudalherren aus Ancona, Spoleto und Perugia zu vertreiben, wo sie von Kaiser Heinrich VI eingesetzt worden waren. [9]
1204 gelang es dem Hohenstaufer Philip, nach dem ausbrechenden Bürgerkrieg im deutschen Reich, sich vom Erzbischof von Köln zum König krönen zu lassen. [12] Ottos Situation verschlechterte sich in den folgenden Jahren, weil er nach Englands Niederlage gegen Frankreich die finanzielle Unterstützung Englands verlor. Viele seiner Verbündeten wechselten zu Philip über, darunter auch Ottos eigener Bruder Heinrich. Otto wurde am 27. Juli 1206 in der Schlacht bei Wassenberg gegen Philip verwundet und verlor dadurch auch die Unterstützung des Papstes, der den scheinbaren Sieger jetzt bevorzugte. Otto musste sich auf seine Besitzungen bei Braunschweig zurückziehen und Philip war der scheinbar unangefochtene Deutsche König. [13]
Es kam zu Verhandlungen, angeregt von Papst Innozenz III, und Philip bot Otto die Ehe mit seiner Tochter Beatrix, das Herzogtum Schwaben und eine große Mitgift an, doch Otto verweigerte das Angebot. Beinahe wäre der Bürgerkrieg erneut ausgebrochen, doch dann wurde Philip am 21. Juni 1208 ermordet. Otto begann sich mit den Hohenstaufen zu versöhnen und verlobte sich mit Beatrix. Am 11. November 1208 wurden kaiserliche Wahlen abgehalten und Otto erhielt die Unterstützung aller wahlberechtigten Prinzen. Er versöhnte sich außerdem mit dem Papst und begann Vorbereitungen für seine Kaiserkrönung. Er versprach dem Papst, alle Gebiete zurückzugeben, die der Päpstliche Staat zur Zeit der Herrschaft von Ludwig dem Frommen (regierte 813-840) besessen hatte. [9]
1208 erhielt er die Krone der Lombardei und den Titel des Königs von Italien. am 4. Oktober 1209 wurde er von Innozenz III zum Kaiser gekrönt. [9]
Konflikt mit dem Papst[]
Otto wurde bald nach seiner Abreise aus Rom von Peter von Celano und Dipold, Graf von Acerra überzeugt, seine Versprechen gegenüber dem Papst aufzugeben und brach sie beinahe sofort. Er marschierte sogar nach Rom und versuchte den Papst zu zwingen, das Konkordat von Worms zu annullieren und die Rechte des Kaisers anzuerkennen. [12] Innozenz exkommunizierte Otto am 18. November 1210. [14] [2] Dieser versuchte daraufhin, Sizilien zu erobern, während gleichzeitig in Deutschland der Adel immer frustrierter über Ottos Handlungen wurde. Der Grund dafür war, dass der dänische König Waldemar II die Gelegenheit von Ottos Abwesenheit in Italien genutzt hatte, um in den nördlichen Deutschen Gebieten einzufallen und die gesamte baltische Küste zu besetzen. Aus diesem Grund wählten mehrere deutsche Prinzen 1211 den Hohenstaufer Friedrich zum neuen König der Römer. [9]
Otto versuchte jetzt, seine Exkommunikation aufheben zu lassen, doch der Papst hatte bereits Friedrich II als neuen Kaiser-Kandidaten anerkannt. Weiterhin unterstützte Philip II von Frankreich Friedrich als neuen Kaiser und Johann, König von England war gezwungen, Otto zu unterstützen. 1213 zerstörte die englische Flotte die französische und Johann begann mit Vorbereitungen für eine Invasion von Frankreich. Otto sah darin eine Möglichkeit, seinem Gegner Friedrich die französische Unterstützung zu entziehen. [2] Er stimmte zu, sich Johanns Invasion anzuschließen und der Plan war es, dass Johann im Februar 1214 von der Loire aus vorstieß, während Otto und Ferdinand, Graf von Flandern gleichzeitig einen Angriff von Flandern aus begannen. Doch es gelang den drei Armeen nicht, ihre Bewegungen zu koordinieren und erst als Johann die Hoffnung auf einen schnellen Sieg bereits aufgegeben hatte, begann sich die Kaiserliche Armee in den Niederlanden zu versammeln. [15]
Am 27. Juli 1214 kam es zur Schlacht von Bouvines, in der die Armee von Philip II von Frankreich (15000 Mann) gegenüber den Verbündeten aus England, Flandern und dem Kaiserreich (25.000 Mann) stark in der Unterzahl war. Die Schlacht ging verloren, als Otto von seinem verwundeten und verängstigten Pferd vom Schlachtfeld getragen wurde und seine Truppen daraufhin davonrannten. [15] Angeblich schickte Philip II den kaiserlichen Adler, den Otto auf dem Schlachtfeld zurückgelassen hatte, zu Friedrich. [2]
Otto musste sich erneut auf seine Besitzungen bei Braunschweig zurückziehen und seine Niederlage ermöglichte es Friedrich, Aachen und Köln zu erobern, woraufhin Otto 1215 abgesetzt wurde. [16] Seine Todesursache ist umstritten, einige behaupten, er wäre am 19. Mai 1218 in der Burg Harzburg an einer Krankheit gestorben, weil er darum gebeten hatte, tödlich für seine Sünden zu büßen. Der Historiker Kantorowicz beschrieb seinen Tod jedoch als grauenvoll: "abgesetzt, entthront wurde er in voller Länge auf den Boden geworfen vom Abt, seine Sünden bekennend, während der widerwillige Priester ihn blutig zu Tode prügelten mit Ruten. So war das Ende des ersten und letzten Welfen-Kaisers." [17]
Anmerkungen[]
- ↑ 1,0 1,1 Bryce, James (1913) The Holy Roman Empire
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 Abulafia, David (1999) The New Cambridge Medieval History, Vol. V: c. 1198 – c. 1300
- ↑ 3,0 3,1 3,2 3,3 Huffman, Joseph Patrick (2000). "Richard the Lionheart and Otto IV: Itinerant Kingship and the City of Cologne". The Social Politics of Medieval Diplomacy: Anglo-German Relations (1066–1307)
- ↑ 4,0 4,1 4,2 Norgate, Kate (1887). England Under the Angevin Kings
- ↑ McLynn, Frank (2007). Lionheart and Lackland: King Richard, King John and the Wars of Conquest
- ↑ 6,0 6,1 Keefe, Thomas K. (1983). Feudal Assessments and the Political Community Under Henry II and His Sons
- ↑ Scott, W. W. "Margaret, countess of Kent", Oxford Dictionary of National Biography
- ↑ Schneidmüller, Bernd; Weinfurter, Stefan (2003). Die deutschen Herrscher des Mittelalters: historische Portraits von Heinrich I. bis Maximilian I. (919–1519)
- ↑ 9,0 9,1 9,2 9,3 9,4 9,5 Comyn, Robert (1851) History of the Western Empire, from its Restoration by Charlemagne to the Accession of Charles V
- ↑ Özlem, Duranöz (2009). Die Doppelwahl von 1198 und seine diversen Wahlgänge: Philipp von Schwaben gegen Otto von Braunschweig
- ↑ Schulman, Jana (2002) The rise of the medieval world, 500–1300
- ↑ 12,0 12,1 Dunham, S. A. (1835) A History of the Germanic Empire
- ↑ Winkelmann, Eduard August (1873). Philipp von Schwaben und Otto IV. von Braunschweig
- ↑ Herbermann, Charles, ed. (1913). "Pope Innocent III". Catholic Encyclopedia
- ↑ 15,0 15,1 Smedley, Edward (1836) The History of France, from the final partition of the Empire of Charlemagne to the Peace of Cambray
- ↑ "Otto IV | Holy Roman emperor". Encyclopedia Britannica
- ↑ Kantorowicz, Ernst, Frederick II