
Die historischen Grenzen der Normandie.
Die Normandie ist eine geographische und kulturelle Region im nordwestlichen Europa, die in etwa mit den Ausmaßen des historischen Herzogtums Normandie übereinstimmt. Sie besteht aus dem Festland der Normandie, das Teil von Frankreich ist, und den Kanalinseln, die größtenteils britische Kolonien sind. Die Normandie deckt ein Gebiet von 30.627 Quadratkilometern ab und besitzt eine Bevölkerung von etwa 3,5 Millionen Einwohnern, die als Normannen bekannt sind. Der Name der Normandie stammt von der Zeit ab, als Wikinger - damals auch bekannt als Nordmänner - im 9. Jahrhundert mit der Besiedlung des Gebiets begannen. Ihre Rechte auf das Land wurden schließlich im 10. Jahrhundert durch einen Vertrag zwischen König Karl III von Frankreich und dem Wikingeranführer Rollo bestätigt. Etwa vierhundert Jahre lang, nach der Normannischen Eroberung von England im Jahr 1066, waren die Normandie und England durch den gleichen Herrscher verbunden, der sowohl Herzog der Normandie als auch König von England war.
Geographie[]
Das historische Herzogtum Normandie war ein anfänglich unabhängiges Herzogtum, das das untere Seine-Gebiet bedeckte, die Pays de Caux und die Region im Westen durch das Pays d'Auge bis hin zur Halbinsel Contentin und den Kanalinseln. Der Westen der Normandie gehört zum Gebirgsmassiv von Armorica während der Großteil der Region im Pariser Becken liegt. Im Norden und Westen grenzt die Region an den englischen Kanal. Im Westen finden sich Granit-, im Osten Sandsteinklippen, im Zentrum unterbrochen von langen Sandstränden. Das als Bocage bekannte Gebiet im Westen, durchzogen von Heckenlandschaften, verursachte für die Invasionstruppen während der Schlacht der Normandie große Probleme. Ein weiteres, nennenswertes landschaftliches Merkmal sind die Mäander der Seine in deren Mündungsregion. Der höchste Punkt der Normandie ist der Signal d'Écouves im Gebirge von Armorica mit 417 Meter.
Die Kanalinseln werden kulturell und historisch als Teil der Normandie angesehen, sind jedoch Kolonien der Britischen Krone und kein Teil der heutigen französischen Verwaltungseinheit Normandie.
Obwohl die Briten ihre Ansprüche auf das Festland der Normandie, Frankreich und andere französische Besitzungen im Jahr 1801 aufgaben, trägt der Monarch des Vereinigten Königreichs den Titel Herzog der Normandie aufgrund der Kanalinseln. Diese mit Ausnahme von Chausey befinden sich im Kronbesitz.
Geschichte[]
Frühgeschichte und Antike[]
Archäologische Funde wie Höhlenmalereien beweisen, dass es schon in prähistorischen Zeiten Menschen in der Normandie gab, besonders in den Gebieten Eure und Calvados. In der ganzen Normandie können mehrere Megalithen gefunden werden.
Über die keltische Normandie ist weit mehr bekannt, da die archäologischen Quellen zahlreicher sind und einfacher zu datieren. Die gefundenen Artefakte - unter anderem der gallische vergoldete Helm von Amfreville-sous-les-Monts aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. und der Eisenhelm, der sich im Museum von Louviers befindet - beweisen, dass die Gallier schon in der Hallstadt- und La Tène-Zeit in der Normandie lebten.
Die Stämme der Belgae und Kelten, die als Gallier bekannt sind, fielen in mehreren Wellen zwischen dem 4. und 3. Jahrhundert v. Chr. in der Normandie ein. Viel von unserem Wissen über diese Gruppen stammt aus Julius Caesars De Bello Gallico. Caesar identifizierte mehrere verschiedene Gruppen unter den Belgae, die verschiedene Regionen besiedelten und in umzäunten Landwirtschaftsstädten lebten. 57 v. Chr. vereinigten sich die Gallier unter Vercingetorix in einem Versuch, der Armee von Caesar zu widerstehen. Sogar nach ihrer Niederlage bei Alesia kämpften die Menschen der Normandie noch bis 51 v. Chr. weiter, dem Jahr, in dem Caesar seine Eroberung von Gallien abschloss.
Die gallischen Stämme, deren Gebiete sich in der heutigen Normandie befanden, waren die Abrincaten (bei Ingena, das heutige Avranches), die Aulerci Eburovices (in Mediolanum, das heutige Ecreux), die Baiocassen (Augustodurum, das heutige Bayeux), die Calates (Juliobona, das heutige Lillebonne), die Esuvii (Uxisama, das heutige Exmes), die Lexovii (Noviomagus Lexoviorum, das heutige Lisieux), die Sagii (beim heutigen Sées), die Unelli (Cosedia, das heutige Coutance), die Veliocasses (Rotomagus, das heutige Rouen) und die Viducasses (Aragenuae, das heutige Vieux).
Römische Normandie[]
27 v. Chr. organisierte Kaiser Augustus die gallischen Territorien um, indem er die Calètes und Véliocasses der Provinz Gallia Lugdunensis zuteilte, deren Hauptstadt Lyon war. Die Romanisierung der Normandie wurde durch die üblichen Methoden erreicht: römische Straßen und eine Politik der Verstädterung.
Es sind viele gallo-römische Villen in der Normandie bekannt, die größtenteils während dem Bau der Autobahn A29 im Seegebiet der Seine gefunden wurden. Diese Landhäuser wurden meist nach zwei großen Grundrissen erbaut. Ein Design zeigt eine große und schlanke Struktur mit einer nach Süden hin offenen Fassade. Das zweite ähnelt italienischen Villen, mit einem organisierten Grundriss um einen viereckigen Innenhof. Die Villen wurden aus örtlichen Materialien erbaut: Flint, Kalkstein, Sandstein, Ziegel und Strohlehm. Die Heizung dieser Villen basierte auf dem römischen Hypocaustum.
Die Landwirtschaft in der Region produzierte Weizen und Leinen, laut Plinius dem Älteren. Plinius erwähnte außerdem die Anwesenheit von Fana, kleinen Tempeln mit einem zentrierten, normalerweise quadratischen Grundriss, in großer Zahl. In der Antike machten die Tempel von Évreux die Stadt zu einer wichtigen Pilgerstätte mit einem Forum, römischen Bädern, einer Basilika und einem gallischen Theater. Évreux ist auch bekannt für die Statuen der Muttergöttinnen, die in Grabmälern und Häusern gefunden wurden.
Kriese im 3. Jahrhundert und der römische Verlust der Normandie[]
Im späten 3. Jahrhundert verwüsteten barbarische Angreifer die Normandie. Spuren von Feuer und eilig vergrabenen Schätzen zeugen von dem Grad an Unsicherheit im nördlichen Gallien. Küstensiedlungen wurden von sächsischen Piraten überfallen. Die Situation war so kritisch, dass eine gesamte Legion von Sueven in Constantia stationiert wurde, dem Verwaltungszentrum des Stammes der Unelli. Batavi wurden in der Civitas Baiocasensis (Bayeux) stationiert. Als Resultat von Diocletians Reformen wurde die Normandie von der Bretagne getrennt, während sie innerhalb von Gallia Lugdunensis blieb.
In dieser Zeit begann der Aufstieg des Christentums in diesem Gebiet: der Hl. Mellonius soll Mitte des 3. Jahrhunderts zum Bischof von Rouen geweiht worden sein. 406 begannen germanische und alanische Stämme vom Westen her einzufallen, während die Sachsen sich die normannische Küste unterwarfen. Schließlich gründete Aegidius 457 die Domäne von Soissons in dem Gebiet (mit seinem Hauptsitz in der Stadt Soissons, früher der Hauptsitz der Suessionen), unabhängig und abgeschnitten vom Imperium, wobei die Einwohner sich dennoch weiterhin als Römer ansahen. Sein Sohn Syagrius wurde 464 sein Nachfolger und blieb es, bis das Königreich 486 erobert wurde. Bauerndörfer wurden verlassen und die verbliebenen "Römer" suchten Zuflucht in befestigten Städten. Ortsnamen lassen vermuten, dass die verschiedenen barbarischen Gruppen sich dort schon im 3. Jahrhundert vor dem Fall des Weströmischen Imperiums 476 niedergelassen hatten und Allianzen und Föderationen bildeten
Mittelalter[]
Fränkische Normandie[]
Schon 486 kam das Gebiet zwischen der Somme und der Loire unter die Kontrolle des fränkischen Grafen Clovis. Fränkische Besiedlung fand nicht im großen Stil statt und zeigt sich Hauptsächlich durch Friedhöfe in Envermeu, Londinieres, Herouvillette und Douvrend. Die Ortsnamen waren hauptsächlich fränkisch zu dieser Zeit. Die Franken beschränkten auch Verwaltung und Militärpräsenz auf die örtlichen Ebenen. Schlussendlich wurde die östliche Region der Normandie der Hauptsitz des merowingischen Adels.
Die Christianisierung des Gebiets ging mit dem Bau von Kathedralen in den Hauptstädten und Kirchen in kleineren Orten weiter. Diese Gründung von Kirchenbezirken ging noch eine lange Zeit weiter. Die kleineren Bezirke waren auf den Ebenen um Caen verteilt, während die ländlichen Bezirke mehr Platz einnahmen. Dörfler wurden noch bis in die Zeit der Karolinger um die örtliche Kirche begraben.
Im 6. Jahrhundert bildete sich in den isolierten westlichen Regionen die neustrische Monarchie. Im 7. Jahrhundert gründeten die neustrischen Adligen mehrere Abteien im Seine-Tal: Fontenelle 649, Jumièges gegen 654, Pavilly und Montivilliers. Diese Abteien übernahmen schnell die Regeln des Hl. Benedikt. Sie besaßen bald große Mengen Land in ganz Frankreich, aus denen sie ein bemerkenswertes Einkommen erhielten. Dadurch wurden sie Teil an politischen und dynastischen Rivalitäten.
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Die Normandie trägt ihren Namen durch die Wikinger-Invasoren, die gegen Ende des 1. Jahrtausends in zwei Phasen (790-930 und 980-1030) große Teile von Europa verwüsteten. Mittelalterliche Dokumente beziehen sich auf sie als Nortmanni, was "Männer des Nordens" bedeutet. Dieser Name stellt die etymologische Basis für das heutige Wort "Normanne" und "Normandie" dar. Nach 911 ersetzte der Name den Begriff Neustrien, der zuvor genutzt worden war, um die Region zu beschreiben, zu der die Normandie gehörte. Die anderen Teile von Neustrien wurden bekannt als France (jetzt die Île-de-France), Anjou und die Champagne. Die Rate der skandinavischen Kolonialisierung zeigt sich in den normannischen Ortsnamen und den Änderungen in beliebten Familiennamen.
Die ersten Wikingerüberfälle begannen zwischen 790 und 800 an den Küsten des westlichen Frankreich. Mehrere Küstengebiete gingen während der Herrschaft von Ludwig dem Frommen (814-840) [1] verloren. Die Angriffe 841 fügten Rouen und Jumièges schwere Schäden zu. Die Wikingerangreifer versuchten, die Schätze, die in den Klöstern aufbewahrt wurden, zu plündern - leichte Beute, bedenkt man, dass Mönche normalerweise nicht viel Widerstand leisten konnten, wenn sie es überhaupt taten. Eine der Angriffe 845 führte die Seine hinauf bis nach Paris. Die Angriffe fanden hauptsächlich im Sommer statt, wobei die Wikinger anfänglich in Skandinavien überwinterten.
Nach 851 begannen die Wikinger im unteren Seine-Tal zu überwintern. Im Januar 852 brannten sie die Abtei Fontenelle nieder. Die Mönche, die noch am Leben waren, flohen 858 nach Boulogne-sur-Mer und 885 nach Chartres. Die Reliquien des Heiligen Honorine wurden von Granville nach Conflans überführt, das danach als Conflans-Sainte-Honorine in der Region von Paris bekannt wurde. Die Mönche versuchten auch, ihre Archive und Klosterbibliotheken mit nach Süden zu nehmen, doch viele wurden von den Wikingern verbrannt.
Die karolingischen Könige, die zu dieser Zeit an der Macht waren, neigten zu einer widersprüchlichen Politik, die schwere Konsequenzen hatte. 867 unterzeichnete Karl II der Kahle [2] den Vertrag von Compiègne, in dem er zustimmte, die Contentin-Halbinsel (und möglicherweise das Avranchin) dem bretonischen König Salomon zu gewähren, unter der Bedingung, dass Salomon ihm einen Gefolgschaftseid schwören und als sein Verbündeter gegen die Wikinger kämpfen würde. Nachdem er in der Schlacht von Chartres 911 von den Franken besiegt worden war, unterzeichneten der Wikingeranführer Rollo und der fränkische König Karl III der Einfältige den Vertrag von Saint-Clair-sur-Epte, in dem Karl Rollo Rouen und das Gebiet der heutigen Oberen Normandie gab und somit das Herzogtum Normandie begründete. Im Austausch schwor Rollo Karl Gefolgschaft und stimmte zu, sich taufen zu lassen. Robert I war dabei sein Taufpate. Rollo schwor, das Gebiet der Seine vor weiteren Wikingerüberfällen zu schützen.
Mit einer Reihe von Eroberungsfeldzügen wurde das Gebiet der Normandie nach und nach erweitert: 924 Hiémois und Bessin, 933 die Contentin-Halbinsel und ein Teil des Avranchin. Im gleichen Jahr war König Raoul von Frankreich gezwungen, das Contentin und einen Teil des Avranchin Wilhelm I von der Normandie zu überlassen, eigentlich alle Ländereien nördlich des Flusses Sélune, die die bretonischen Herzöge theoretisch für die letzten 70 Jahre kontrolliert hatten. Zwischen 1009 und 1020 führten die Normannen ihre Eroberungen nach Westen fort und eroberten alle Ländereien zwischen der Sélune und dem Fluss Couesnon, inklusive Mont Saint-Michel, und beendeten die Eroberung des Avranchin. Wilhelm der Eroberer vervollständige diese Feldzüge 1050, indem er Passais eroberte. Logischerweise versuchten die normannischen Herrscher (zuerst Grafen von Rouen und danach Herzöge der Normandie), die politische Einigung dieser beiden unterschiedlichen Wikingersiedlungen zu erreichen. Weiterhin gründete Rollo den Erzbischofssitz von Rouen neu und versuchte, die traditionellen Grenzen seines Erzbischofs im Westen festzusetzen, in die immer das Cotentin und Avranchin gehört hatten.
Während Wikingerangreifer viele Gebäude geplündert, niedergebrannt oder zerstört hatten, ist es wahrscheinlich, dass die kirchlichen Quellen ein übertrieben negatives Bild darstellen: keine Stadt wurde vollständig zerstört. Andererseits wurden viele Klöster geplündert und alle Abteien zerstört. Dennoch brachten die Aktivitäten von Rollo und seinen Nachfolgern eine schnelle Erholung davon.
Die skandinavische Kolonialisierung war hauptsächlich dänisch unter der norwegischen Führung von Rollo und die Kolonialisierung hatte auch einen norwegischen Einfluss auf die Region des Cotentin. Beispielsweise wird der Vorname Barno vor 1066 in zwei verschiedenen Dokumenten erwähnt und stellt eindeutig die frankisierung des alten skandinavischen Namens Barni dar, der nur in Dänemark und dem England der Wikingerzeit gefunden werden kann. Er findet sich auch in vielen normannischen Ortsnamen wie Barneville-sur-Seine, Banneville und so weiter und im englischen Barnby. Andererseits hat auch die Anwesenheit der Norweger Spuren im Cotentin hinterlassen.
Die Kolonialisierung durch die Wikinger war kein Massenphänomen. Dennoch setzten sich die Skandinavier in einigen Gebieten recht dicht fest, besonders im Pays de Caux und in den nördlichen Teilen des Cotentin. Tatsächlich kann man die nordischen Siedlungen in der Normandie als anglo-skandinavisch bezeichnen, da die meisten der Kolonisten nach 911 gekommen sein müssen, als Fischer und Bauern aus dem englischen Danelag, da ein angelsächsischer Einfluss spürbar ist. Die Verschmelzung der skandinavischen und einheimischen Elemente trug bei zur Erschaffung eines der mächtigsten Feudalstaaten des westlichen Europa. Die seefahrerischen Fähigkeiten der Normannen erlaubten es ihnen, England zu erobern und an den Kreuzzügen teilzunehmen.
Herzögliche Normandie (10. bis 13. Jahrhundert)[]
- Hauptartikel: Herzogtum Normandie
Historiker haben nur wenige Quellen für diese Zeit der normannischen Geschichte: Dudo von Saint-Quentin, William of Jumièges, Ordericus Vitalis, Flodoard, Richer von Reims und Wace. Diplomatische Gesandte sind die Hauptquellen für Informationen über die Nachfolge der Herzöge.
Rollo von der Normandie war der Anführer - der "Jarl" - der Wikingerbevölkerung. Nach 911 war er der Graf von Rouen. Seine Nachfolger erhielten den Titel Herzog der Normandie von Richard II von Frankreich. Nach dem Aufstieg der Dynastie der Kapetinger waren sie gezwungen, den Titel abzulegen, denn es konnte nur einen Herzog in Neustrien geben, und die Robertiner trugen den Titel. Diese Herzöge erhöhten die Stärke der Normandie, obwohl sie die Oberherrschaft des Königs von Frankreich anerkennen mussten. Die Herzöge der Normandie stellten sich nicht der generellen Monopolisierung der Autorität über ihr Gebiet entgegen: die Herzöge prägten ihr eigenes Geld, sorgten für Gerechtigkeit und erhoben Steuern. Sie stellten ihre eigenen Armeen auf und ernannten den Großteil der Kirchenmänner ihrer Erzdiözese. Sie waren damit praktisch unabhängig vom französischen König, obwohl sie jedem neuen Monarchen Gefolgschaft schworen.
Die Herzöge hielten Beziehungen zu ausländischen Monarchen aufrecht, besonders zum König von England: Emma, Schwester von Richard II, heiratete König Aethelred von England. Sie ernannten Familienmitglieder in Positionen als Grafen und Vizegrafen, was etwa um das Jahr 1000 eingeführt wurde. Sie besaßen einige Gebiete in Skandinavien und das Recht, diese Ländereien vom Meer aus zu betreten. Die Normannischen Herzöge sorgten auch dafür, dass ihre Vasallen nicht zu mächtig wurden, damit sie keine Bedrohung für die herzogliche Autorität darstellten. Die Normannischen Herzöge hatten somit mehr Autorität über ihre eigenen Gebiete als andere Prinzen im nördlichen Frankreich. Ihr Reichtum ermöglichte es ihnen, große Teile des Landes an die Abteien zu geben und sich somit die Loyalität ihrer Vasallen mit Geschenken in Form von Lehen zu sichern. Wilhelms Eroberung von England verschaffte ihnen noch mehr Land und ermöglichte es ihnen, diese Praxis fortzuführen, während sie sich selbst genug Land bewahrten, um als ihre Machtbasis zu dienen.
Das 11. Jahrhundert hatte keine strenge Organisation und verlief einigermaßen chaotisch. Die großen Lords schworen dem Erben des Herzogtums Gefolgschaft und erhielten im Gegenzug weltliche und kirchliche Autorität. Das Rechtssystem hatte keinen zentralen Verwaltungskörper und geschriebene Gesetze waren nicht gebräuchlich.
Die Aristokratie bestand aus einer kleinen Gruppe skandinavischer Männer, während der Großteil der normannischen politischen Anführer fränkischer Abstammung war. Mit Beginn des 11. Jahrhundert wurde die Region vom Westen her von den Bretonen angegriffen, aus dem Osten von den Germanen und aus dem Süden von den Bewohnern des Anjou. Alle Gefolgschaftseide der Adligen an die normannischen Herzöge waren dafür geleistet worden, ihre wichtigen Ländereien zu verteidigen. Schon 1040 deutete der Begriff "Baron" auf die Eliteritter und Soldaten des Herzogs hin. Andererseits erschien der Begriff "Vasall" nicht vor 1057 in den Dokumenten. Es war auch während der Mitte des 11. Jahrhundert, dass Lehen aufkamen. Richard I wies den Grafen aus der Dynastie die Lehen zu, um dafür zu sorgen, dass sie nicht zu mächtig wurden.
Spätmittelalter[]
Da er nur wenig Vertrauen hatte in die Loyalität der Normannen, setzte Philip IV von Frankreich französische Verwalter ein und erbaute eine mächtige Festung, das Château de Rouen, als Symbol der königlichen Macht. Innerhalb des Königreichs erhielt sich die Normandie ihre besonderen Eigenschaften. Das normannische Gesetz diente weiterhin als Basis für die Entscheidungen des Hofes. Nachdem sie sich konstanten Übergriffen der königlichen Macht auf die Freiheiten der Normandie gegenüber sahen, erzwangen die Barone und Städte 1315 vom König die Normannische Urkunde. Obwohl dieses Dokument den Provinzen keine Autonomie verschaffte, beschützte es sie gegen willkürliche königliche Anordnungen. Die Rechtssprüche des Schatzamtes, dem Hauptgerichtshof der Normandie, wurden für endgültig erklärt. Dies bedeutete, dass Paris keinen Rechtsspruch aus Rouen abändern konnte. Ein weiteres wichtiges Zugeständnis war, dass der König von Frankreich keine neue Steuer erheben konnte ohne die Zustimmung der Normannen. Doch die Urkunde, die zu einer Zeit entstand, als die königliche Autorität geschwächt war, wurde, nachdem die Monarchie ihre Macht zurück erlangt hatte, mehrere Male verletzt.
Das Herzogtum Normandie überlebte hauptsächlich durch die dauerhafte Einsetzung eines Herzogs. In der Praxis gab der König von Frankreich manchmal diesen Teil seines Königreiches an ein enges Familienmitglied, das dann dem König Gefolgschaft schwor. Philip VI machte Johann, seinen ältesten Sohn und Thronerben, zum Herzog der Normandie. Johann II ernannte seinen Erben Karl, der auch als Dauphin bekannt war, zu seinem Erben.
1465 wurde Ludwig XI von seinen Adligen gezwungen, das Herzogtum seinem achtzehnjährigen Bruder Karl als Apanage (Einkommensquelle für seinen Unterhalt) zu überlassen. Dieses Zugeständnis war ein Problem für den König, da Karl die Marionette seiner Feinde war. Die Normandie konnte somit als Basis für Rebellionen gegen die königliche Macht genutzt werden. Ludwig XI einigte sich daher mit seinem Bruder, diesem das Herzogtum Guyenne (Aquitanien) im Austausch gegen die Normandie zu überlassen. Schließlich, um dafür zu sorgen, dass er die Normandie nicht wieder verlieren würde, wurde der herzogliche Ring am 9. November 1469 auf einem Ambos zertrümmert. Dies war das endgültige Ende des Herzogtums auf dem Kontinent.
Moderne Geschichte[]
18. und 19. Jahrhundert[]
Obwohl die Landwirtschaft von großer Bedeutung blieb, wurden in dieser Zeit Industriezweige wie Weberei, Metallarbeit, Zuckerraffinerie, Keramikarbeiten und Schiffsbau eingeführt und entwickelt. In den 1780er Jahren wurde die Normandie genau wie andere Teile des Reiches von der Wirtschaftskriese und der Kriese des Ancien Régime getroffen, was zur Französischen Revolution führte. Schlechte Ernten, technischer Fortschritt und die Unterzeichnung des Eden Agreement [3] im Jahr 1786 beeinflussten die Arbeitssituation und Wirtschaft der Provinz. Die normannischen Arbeiter litten unter schweren Steuern.
Kurz vor dem Tod seines älteren Bruders im Jahr 1789 erhielt der Dauphin Louis Charles, zweiter Sohn von Ludwig XVI, den Titel des Herzogs der Normandie, jedoch nur dem Namen nach.
1790 ersetzten die Fünf Departements der Normandie die frühere Provinz. Am 11. Juli 1793 ermordete die Normannin Charlotte Corday den Revolutionär Jean Paul Marat.
Die Normannen reagierten nur wenig auf die vielen politischen Unruhen, die das 19. Jahrhundert durchzogen. Sie akzeptierten vorsichtig die Regimeänderungen (Erstes Französisches Kaiserreich, Restauration der Bourbonen, Juli Monarchie, Zweite Französische Republik, Zweites Französisches Imperium, Dritte Französische Republik). Es gab einen wirtschaftlichen Aufschwung nach den Französischen Revolutionskriegen und den Napoleonischen Kriegen.
Zweiter Weltkrieg[]
Während dem zweiten Weltkrieg, nach dem Waffenstillstand vom 22. Juni 1940, war die kontinentale Normandie ein Teil der deutschen besetzten Zone von Frankreich. Die Kanalinseln wurden zwischen dem 30. Juni 1940 und dem 9. Mai 1945 von Deutschen Truppen besetzt. Die Stadt Dieppe war der Ausgangspunkt der erfolglosen Operation Jubilee, in der kanadische und britische Truppen einen Angriff versuchten. Am 6. Juni 1944 kam es schließlich zur Landung der Alliierten in der Normandie, dem sogenannten D-Day. Die Deutschen hatten sich an den normannischen Stränden in Bunker eingegraben. Caen, Cherbourg, Carentan, Falaise und andere normannische Städte erlitten in der Schlacht der Normandie viele Schäden. Diese Schlacht hielt an bis zur Schließung der sogenannten Falaise-Lücke zwischen Chambois und Mont Ormel. Die Befreiung von Le Havre war schließlich der Wendepunkt im Krieg und führte zur Wiederherstellung der Französischen Republik. Der Rest der Normandie wurde erst am Kriegsende, dem 9. Mai 1945 befreit, an dem auch die Besetzung der Kanalinseln schließlich endete.
Anmerkungen[]
- ↑ Ludwig I. (genannt Ludwig der Fromme; * Juni/August 778; † 20. Juni 840) war König des Fränkischen Reiches (in Aquitanien seit 781, im Gesamtreich seit 814) und Kaiser (813–840). Er war Sohn und Nachfolger Karls des Großen.
- ↑ Karl II. (* 13. Juni 823; † 6. Oktober 877), auch: Karl der Kahle, aus dem Adelsgeschlecht der Karolinger war von 843 bis 877 westfränkischer König und von 875 bis 877 König von Italien und Römischer Kaiser.
- ↑ Ein Vertrag zwischen Großbritannien und Frankreich, benannt nach William Eden, der ihn ausgehandelt hatte. Der Vertrag beendete für eine kurze Zeit den wirtschaftlichen Krieg zwischen Frankreich und Großbritannien und setzte ein System auf, um die Steuern auf Ausfuhrgüter von beiden Ländern zu reduzieren. Der Vertrag wird oft als einer der Auslöser der Französischen Revolution angesehen, da er beinahe ausschließlich Vorteile für die Briten brachte.