Geschichte der Britischen Monarchie Wiki
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  1. Die Wanderungen von Brutus

  2. Guendoloena, Bladud, König Leir und seine Töchter, Dunwallo und Molmutius
  3. Belinus und Brennius, Elidure, Heli, Lud
  4. Cassibellaun und die Invasionen von Caesar; Kymbelinus; Arviragus und die Invasion von Claudius; König Lucius wird Christ
  5. Das römische Britannien von Severus bis Maximian
  6. Die Römer ziehen ab; Vortigern; die Sachsen kommen an, geführt von Hengist und Horsa und die Vorstellung von Merlin
  7. Die Prophezeiungen von Merlin
  8. Aurelius Ambrosius; Merlin baut Stonehenge; Uther Pendragon; die Geburt von Arthur
  9. Die Siege und die Feierlichkeiten der Herrschaft von Arthur; die Römer fordern Tribut
  10. Der Krieg von Arthur gegen Kaiser Lucius Tiberius in Gallien
  11. Der letzte Kampf von Arthur gegen Modred; die Sachsen kehren zurück; Bürgerkrieg;Augustinus kommt, um die Sachsen zu bekehren
  12. Der Niedergang der Briten unter Cadwan, Cadwalla und Cadwallader

Die Geschichte der Könige von Britannien
(Historia Regum Britanniae; um 1135)
von Geoffrey of Monmouth
ins Englische übersetzt von Aaron Thompson und J. A. Giles (1842)
Kommentierte Fassung
Deutsche Übersetzung des englischen Textes von Peter Dietsch (2012)

Quelle: www.academia.edu

Buch 4 - Cassibellaun und die Invasionen von Caesar; Kymbelinus; Arviragus und die Invasion von Claudius; König Lucius wird Christ[]

1[]

Ungefähr um diese Zeit geschah es, (wie in den römischen Geschichten zu finden) [1], dass Julius Caesar, [2] nachdem er Gallien unterworfen hatte, an die Küste der Ruteni kam. Und als er von dort die Insel Britanniens erblickte, fragte er die um sich herum, was das für ein Land sei, und welche Menschen dort wohnen. Dann, sobald er den Namen des Königreichs und der Menschen erfahren hatte, richteten sich seine Augen auf den Ozean [und] er sagte:" Fürwahr, wir Römer und die Briten haben denselben Ursprung, da wir beide von der trojanischen Rasse abstammen. Nach der Zerstörung Trojas war Aeneas unser erster Vater. Ihrer [war] Brutus, dessen Vater Sylvius, der Sohn von Ascanius, der Sohn von Aeneas war. Aber ich würde mich täuschen, wenn sie gegenüber uns nicht sehr heruntergekommen wären und nichts über die Kunst des Krieges wissen, da sie durch den Ozean getrennt von der ganzen Welt leben. Sie könnten leicht gezwungen werden, unsere Tributpflichtigen und Untertanen des römischen Staats zu werden. Bevor die Römer erklären, bei ihnen einzufallen oder sie anzugreifen, müssen wir ihnen eine Nachricht zusenden, dass sie, wie andere Nationen es tun, Tribut zahlen und diese [die Nachricht] auch dem Senat übermitteln. Aus Besorgnis, dass wir die alte Nobilität unseres Vaters Priamus verletzen würden, indem wir das Blut unserer Angehörigen vergießen." Auf all dies achtete er entsprechend in seinem Schreiben an Cassibellaun, [3] der ihm mit großer Empörung eine Antwort im folgenden Brief gab.

2[]

"Cassibellaun, König der Briten, an Caius Julius Caesar. Wir können nichts, Caesar, außer uns über die Habgier des römischen Volkes wundern, das uns mit seinem unersättlicher Durst nach Geld nicht in Ruhe lassen kann, obwohl wir wegen der Gefahren des Ozeans gewissermaßen außerhalb der Welt liegen. Doch ihr maßt euch an, unsere Lebensgrundlage, die wir bisher ruhig genossen haben, zu begehren. Doch damit nicht genug: Wir sollen auch Unterwerfung und Sklaverei durch euch dem Genuss unserer heimischen Freiheit vorziehen. Deshalb, Caesar, ist deine Forderung eine Schande, da sowohl in den Adern der Briten als auch der Römer durch Aeneas, in ein und derselben Kette der Blutsverwandtschaft, das gleiche adelige Blut uns miteinander verbindet: Der ein Band der festen Verbindung und Freundschaft sein sollte. Das war es, was Du von uns hättest fordern sollen, und nicht Sklaverei: Wir haben gelernt, das Eine zu erlauben, aber das Andere nie zuzulassen. Und so sehr sind wir an die Freiheit gewöhnt, dass wir überhaupt nicht wissen, wie es ist, uns in die Sklaverei zu fügen. Und wenn die Götter selbst versuchen sollten, uns unserer Freiheit zu berauben, so würden sie mit all unserer Kraft abwehren. Wisse denn, Caesar, dass wir für das und unser Königreich bereit sind zu kämpfen, wenn Du, wie Du drohst, versuchen solltest, in Britannien einzufallen."

3[]

Als Caesar diese Antwort erhielt, bereitete er seine Flotte vor und wartete auf guten Wind, um seine Drohungen gegen Cassibellaun wahr zu machen. Sobald der Wind gut wehte, hisste er seine Segel und kam mit seiner Armee an der Mündung der Themse an. Die Schiffe waren gerade in der Nähe des Landes angekommen, als Cassibellaun mit all seinen Kräften gegen sie marschierte. Und als er zur Stadt Dorobellum kam, [4] beriet er sich mit seinen Edelleuten, wie der Feind vertrieben werden könne. Mit ihm war Belinus, der General seiner Armee, auf dessen Rat hin das ganze Königreich regiert wurde. Es gab auch seine zwei Neffen, Androgeus, [5] Herzog von Trinovantum, und Tenuantius [6] Herzog von Cornwall, zusammen mit drei untergeordneten Königen, Cridious, [7] König von Alba, Guerthaeth [8] von Venedotia und Britael [9] von Dimetia, die, indem sie den Rest ermunterten, mit dem Feind zu kämpfen, ihnen rieten, direkt zum Lager von Caesar zu marschieren und sie [die Römer] aus dem Land zu vertreiben, bevor sie irgendeine Stadt einnehmen konnten. Denn wenn er über irgendwelche befestigte Orte verfüge, so sagten sie, sei es schwieriger, ihn zu bezwingen, da er dann wisse, wohin er sich mit seinen Männern zurückziehen könne. Diesem Vorschlag stimmten sie alle zu und sie wandten sich der Küste zu, wo Julius Caesar sein Lager errichtet hatte. Und jetzt stellten sich beide Armeen in Schlachtordnung auf und begannen den Kampf, wobei sowohl Bögen als auch Schwerter verwendet wurden. Sofort gab es auf beiden Seiten haufenweise Verwundete und der Boden wurde so sehr mit dem Blut der Getöteten getränkt, dass er nur durch die plötzliche Rückkehr der Flut sauber gewaschen wurde. Während die Armeen sich bekämpften, geschah es, dass Nennius [10] und Androgeus mit den Einwohnern von Canterbury und von Trinovantum, denen sie befahlen, das Glück hatten, auf die Truppen zu treffen, bei denen Caesar sich befand Und nach einem Angriff wurde die Kohorte des Generals von den Briten, die in enger Schlachtordnung über sie herfielen, fast vollständig aufgerieben. Während dieser Aktion verschaffte das Glück Nennius die Gelegenheit, auf Caesar zu stoßen. Nennius wandte sich ihm deshalb kühn zu und er war hoch erfreut, dass er einem so großen Mann nicht nur einen Schlag versetzen konnte. Andererseits riss Caesar, sich seiner Ausbildung bewusst, sein Schild hoch, um ihn zu empfangen, und schlug ihm mit all seiner Kraft mit seinem gezogenen Schwert auf den Helm, in der Absicht, seinen ersten Schlag als tödlichen [Schlag] zu vollenden. Aber Nennius verhinderte das umsichtig mit seinem Schild, worauf das Schwert von Caesar mit großer Kraft den Helm streifte und darin [im Schild] so fest saß, dass, als sie wegen des Eingreifens der Truppen das Gefecht nicht mehr fortsetzen konnten, der General nicht imstande war, es wieder herauszuziehen. Nennius, der so das Schwert von Caesar an sich brachte, warf sein Eigenes weg und zog das Andere heraus, um es in aller Eile gegen den Feind zu verwenden. Wen auch immer er damit schlug, dem schnitt er entweder den Kopf ab oder verließ ihn verwundet ohne Hoffnungen auf Genesung. Während er so sich so bemühte, traf er auf Labienus, einem Tribun, [11] den er gleich zu Beginn ihres Gefechtes tötete. Schließlich, nachdem der größte Teil des Tages vergangen war, strömten die Briten so schnell und machten solch große Anstrengungen, dass sie mit dem Segen Gottes den Sieg errangen und Caesar sich, mit seinen geschlagenen Kräften, zu seinem Lager und seiner Flotte zurückzog. Noch in derselben Nacht, sobald er seine Männer wieder gesammelt hatte, ging er an Bord seiner Flotte, erfreut darüber, das Meer als sein Lager zu haben. Und nachdem seine Begleiter ihm davon abrieten, den Krieg noch länger fortzusetzen, nahm er ihren Rat an und kehrte nach Gallien zurück.

4[]

Cassibellaun, voller Freude über diesen Triumph, kehrte, feierlich Gott dankend, zurück und rief die Gefährten seines Siegs zusammen, belohnte jeden von ihnen reichlich, je nachdem, wie sie sich hervorgetan hatten. Andererseits war er aus Kummer über seine Bruder Nennius sehr bedrückt. Dieser war tödlich verwundet und dem Tode nahe. Denn Caesar hatte ihn bei dem Gefecht verwundet und der Schlag, den er ihm gegeben hatte, erwies sich unheilbar, sodass er fünfzehn Tage nach dem Kampf starb und in Trinovantum beim Nordtor begraben wurde. Seine Begräbnisfeierlichkeit wurde mit königlichem Prunk begangen. Und das Schwert von Caesar, das er in Besitz genommen hatte, als es im Kampf in sein Schild geschlagen wurde, wurde mit in sein Grab gelegt. Der Name des Schwertes war Crocea Mors (Gelber Tod), [12] da es für jeden tödlich war, der damit verwundet wurde.

5[]

Nach dieser Flucht von Caesar und seiner Ankunft auf der gallischen Küste versuchten die Gallier, zu rebellieren und sein Joch abzuwerfen. Weil sie dachten, dass er so sehr geschwächt sei, dass seine Armee sie nicht weiter terrorisieren könne. Außerdem breitete sich unter ihnen die Nachricht aus, dass Cassibellaun jetzt mit einer riesigen Flotte auf See sei, um ihn auf seiner Flucht zu verfolgen. Aufgrund dessen wurden die Gallier noch kühner und dachten daran, ihn von ihren Küsten zu vertreiben. Caesar, der sich ihres Planes bewusst war, war nicht bereit, sich mit einem zweifelhaften Krieg mit wildem Volk zu beschäftigen. Er beschloss deshalb, sich mit reichen Schätzen all ihren obersten Edlen zuzuwenden und diese mit Geschenken zu versöhnen. Dem Volk versprach er Freiheit und den Enteigneten die Rückgabe ihrer Anwesen und den Sklaven ihre Freiheit. Sodass er, der sie vorher mit der Heftigkeit eines Löwen beleidigt und ausgeplündert hatte sich jetzt bei ihnen, mit der Milde eines Lammes, mit unterwürfiger demütiger Rede einschleimte, und sich darüber freute, alles wieder herzustellen. Zu diesen Taten der Gemeinheit war er gezwungen sich herab zulassen, bis er sie beruhigt hatte und er imstande war, seine verlorene Macht wieder zu gewinnen. Inzwischen verging nicht ein Tag, an dem er nicht an seine Flucht und den Sieg der Briten dachte.

6[]

Nachdem zwei Jahre vergangen waren, bereitete er sich vor, das Meer wieder zu überqueren und Rache an Cassibellaun zu nehmen, der, nachdem er Nachricht von seinem Vorhaben erhalten hatte, überall seine Städte befestigte, die zerstörten Mauern instand setzte und in all seinen Häfen Männer bewaffnete. In der Themse, auf der Caesar vorhatte, bis nach Trinovantum zu segeln, stellte er Eisen und bleierne Pflöcke auf, jeder so dick wie der Schenkel eines Mannes. Er stellte sie unter der Wasseroberfläche des Wassers auf, um damit die Schiffe von Caesar zu versenken. [13] Dann sammelte alle Kräfte der Insel und nahm mit ihnen in der Nähe der Meeresküsten Quartier, in Erwartung der Ankunft des Feindes.

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Nachdem er sich mit allem Notwendigen ausgerüstet hatte, schiffte sich der römische General mit einer riesigen Armee ein, begierig, sich an den Menschen zu rächen, die ihn besiegt hatten. Womit er zweifellos erfolgreich gewesen wäre, wenn er seine Flotte sicher an Land gebracht hätte. Doch dazu war er nicht in der Lage. Weil die Schiffe, als sie die Themse nach Trinovantum hinauf segelten, auf Pflöcke aufliefen, die sie plötzlich alle so gefährdeten, dass viele Tausende der Männer ertranken, während die Schiffe, die aufgespießt wurden, im Fluss sanken. Daraufhin ließ Caesar so schnell wie möglich die Segel einholen und beeilte sich, wieder an Land zu kommen. Und so gingen diejenigen, die knapp entkommen waren, mit ihm ans Ufer. Cassibellaun stand am Ufer und beobachtete erfreut die Katastrophe der Ertränkten. Er grämte sich aber über die Flucht des Rests. Und nachdem er seinen Männern ein Signal gegeben hatte, machte er einen Angriff auf die Römer, die, ungeachtet der Gefahr, die sie im Fluss ertragen hatten, den Briten tapfer widerstanden, als sie an Land gekommen waren. Und da sie kein anderes Hindernis hatten, auf das sie sich verlassen konnten, als ihren Mut, richteten sie kein geringes Gemetzel an. Jedoch erlitten sie selbst einen größeren Verlust, als der, den sie dem Feind zufügten. Denn ihre Zahl war durch ihren Verlust im Fluss beträchtlich verringert. Wohingegen die Briten, die stündlich durch neue Rekruten verstärkt wurden, dreimal so stark waren. Und wegen dieses Vorteils besiegten sie sie. Caesar, der sah, dass er seine Stellung nicht mehr halten konnte, floh mit einer kleinen Anzahl von Männern zu seinen Schiffen und machte das Meer zu seinem sicheren Zufluchtsort. Und weil der Wind gut stand, hisste er seine Segel und steuerte zur Küste der Morini. Daraufhin begab er sich zu einem bestimmten Turm, den er an einem Ort, Odnea genannt, vor dieser zweiten Expedition nach Britannien gebaut hatte. Denn er wagte es nicht, dem Wankelmut der Gallier zu vertrauen, die, wie er fürchtete, nach seiner Flucht, ein zweites Mal über ihn herfallen würden. Wie sie es, wie von uns erzählt, bereits vorher nach der ersten Flucht vor den Briten, zu der er gezwungen war, getan hatten. Und aus diesem Grund hatte er diesen Turm als Unterschlupf für sich selbst gebaut. Damit er imstande sein konnte, seine Stellung gegen rebellierende Menschen zu halten, wenn diese einen Aufstand gegen ihn machen sollten.

8[]

Cassibellaun, hoch erfreut über diesen zweiten Sieg, gab eine Anordnung heraus, worin er alle Adligen Britanniens mit ihren Frauen aufforderte, nach Trinovantum zu kommen, um Opferfeiern für ihre Schutzgötter, die ihnen den Sieg über einen so großen Feldherrn geschenkt hatten, zu verrichten. Und so erschienen sie alle und bereiteten eine Vielzahl von Opfern vor, für die viel Vieh geschlachtet wurde. Für diese Feiern opferten sie vierzigtausend Kühe und hunderttausend Schafe. Und auch unzähliges Geflügel von mehreren Arten. Dazu dreißigtausend Wildtiere von mehreren Arten. Sobald sie diese feierlichen Ehren für ihre Götter durchgeführt hatten, verspeisten sie, wie bei solchen Opfern üblich, das übrig gebliebene und verbrachten den Rest des Tages und die Nacht bei verschiedenen Spielen und sportlichen Betätigungen. Inmitten dieser Abwechslungen geschah es, dass zwei edle Jünglinge, von denen der Eine der Neffe des Königs, der andere ein Neffe von Herzog Androgeus war, zusammen rangen und sich später über den Sieg stritten. Der Name des Neffen des Königs war Hirelglas, [14] Evelinus der des anderen. [15] Als sie einander Vorwürfe machten, hob Evelinus sein Schwert auf und schlug das Haupt seines Rivalen ab. Diese plötzliche Katastrophe bestürzte den ganzen Hof, worauf der König befahl, Evelinus vor ihn zu bringen, auf dass er bereit sein könne, solche eine Strafe auf sich zu nehmen, wie sie die Edlen bestimmen sollten. Und dass der Tod von Hirelglas an ihm gerächt werden sollte, wenn dieser ungesetzlich getötet worden war. Androgeus, dem die Absichten des Königs verdächtig erschienen, antwortete, dass er einen eigenen Gerichtshof habe, und dass, was auch immer gegen seine eigenen Männer vorgebracht werde, dort zu entscheiden sei. Wenn somit ein Urteil über Evelinus zu fällen sei, so habe das, nach alter Sitte in Trinovantum zu geschehen. Cassibellaun, der erkannte, dass er zu keinem [guten] Ende kommen konnte, drohte Androgeus, sein Land mit Feuer und Schwert zu verwüsten, wenn er seine Forderungen nicht erfüllen sollte. Aber Androgeus, der jetzt erzürnt war, schlug die ganze Erfüllung [der königlichen Forderungen] an ihn aus. Andererseits beeilte sich Cassibellaun, in großer Wut, seine Drohungen wahr zu machen und verwüstete das Land. Das zwang Androgeus dazu, vom [vom Recht auf das] tägliche Ersuchen beim König Gebrauch zumachen, da er doch mit diesem verwandt oder vertraut war, um dadurch dessen Wut abzuwenden. Als sich jedoch zeigte, dass diese Methoden unwirksam waren, begann er ernsthaft darüber nachzudenken, wie er sich ihm entgegenstellen konnte. Schließlich, als alle anderen Hoffnungen versagten, entschloss er sich, Caesar um Hilfe zu bitten und schrieb ihm einen Brief mit diesem Ergebnis:

"Androgeus, Herzog von Trinovantum, an Caius Julius Caesar, wünscht Dir, anstatt wie früher den Tod, jetzt Gesundheit. Ich bereue, dass ich jemals gegen Dich vorgegangen bin, als du Krieg gegen den König führtest. Wäre ich solcher Taten niemals schuldig geworden, hättest Du Cassibellaun besiegt, der seit seinem Sieg so stolz geschwellt ist, dass er bestrebt ist, mich, der ihm diesen Triumph verschaffte, von seinen Küsten zu vertreiben. Ist dies die angemessene Belohnung für meine Dienste? Ich habe ihn in ein Erbe gehievt und er ist bestrebt, mich zu enterben. Ich ließ ihn ein zweites Mal das Königreich wieder herstellen und er ist bestrebt, mich zu vernichten. All das habe ich für ihn getan, als ich gegen Dich kämpfte. Ich rufe die Götter als Zeugen an, dass ich habe seine Wut nicht verdient habe, es sei denn, dass man sagen kann, dass ich sie [die Wut] verdiene, weil ich mich weigerte, meinen Neffen, den er dazu verurteilt hätte, ungerechterweise zu sterben, auszuliefern. Damit Du besser imstande bist, das zu beurteilen, höre diesen Bericht der Angelegenheit. Es geschah, als wir aus Freude über den Sieg Opferfeiern für unsere Schutzgötter durchführten. Nachdem wir unsere Opfer beendet hatten, begann unsere Jugend sich mit sportlichen Taten abzulenken. Darunter befanden sich unsere zwei Neffen, die, durch das Beispiel von anderen angespornt, sich in die Liste eintrugen: Und als der Meine der Bessere war, erzürnte sich der anderer ohne jeden Grund und ging hin und schlug ihn [meinen Neffen]. Der aber wich dem Schlag aus. Darauf griff jener ihn an die Hand, die das Schwert hielt, bestrebt, es ihm zu entreißen. Während dieses Kampfes geschah es, dass der Neffe des Königs in die Schwertspitze stürzte und starb. Als der König darüber informiert wurde, befahl er mir, ihm den Jungen auszuliefern, dass er für den Mord bestraft werden könne. Ich weigerte mich, das zu tun. Woraufhin er mit all seinen Kräften in meine Provinzen einfiel und sehr große Unruhe verursachte. Ich fliehe deshalb in deine Gnade und erbitte mir deine Hilfe, dass ich durch Dich meine Würde wieder herstellen kann und Du durch mich Britanniens in deinen Besitz bringen kannst. Lasse keinen Zweifel oder Verdacht des Verrats in dieser Sache Dich hindern. Sei beeinflusst von den allgemeinen Motiven der Menschheit. Lasse frühere Feindseligkeit vergehen und den Wunsch auf Freundschaft zeugen und die Niederlage Dich eifriger nach dem Sieg streben."

9[]

Nachdem Caesar den Brief gelesen hatte, empfahlen ihm seine Freunde, nicht auf eine bloße wörtliche Einladung des Herzogs hin nach Britannien zu gehen. Es sei denn, dass er solche Geiseln [als Garanten] für seine [Caesars] Sicherheit senden würde. Deshalb sandte Androgeus ohne Zögern seinen Sohn Scaeva mit dreißig jungen, ihm fest verbundenen, Edelleuten. Nach der Übergabe der Geiseln sammelte Caesar, von seinem Argwohn befreit, wieder seine Kräfte und erreichte mit gutem Wind den Hafen von Rutupi. Inzwischen hatte Cassibellaun begonnen, Trinovantum zu belagern und die Städte des Landes zu verwüsten. Als er herausfand, dass Caesar angekommen war, hob er die Belagerung auf und beeilte sich, ihn zu treffen. Als er in ein Tal in der Nähe von Dorobernia kam, sah er die römische Armee ihr Lager vorbereiten: Denn Androgeus hatte sie zu diesem Ort geführt, um von hier aus bequem einen plötzlichen Angriff auf die Stadt zu unternehmen. Als die Römer die Briten sahen, die sich auf sie zu bewegten, flogen sie schnell zu ihren Waffen und stellten sich in Reihen auf. Androgeus aber lag verborgen mit fünftausend Männern in einem nahe gelegenen Gehölz, bereit, Caesar zu unterstützten und plötzlich auf Cassibellaun und seiner Partei hervorzubrechen. Beide Armeen näherten sich jetzt, um den Kampf zu beginnen, einige mit Pfeil und Bogen, einige mit Schwertern, sodass auf beiden Seiten viel Blut vergossen wurde und die Verwundeten wie Blätter im Herbst hinfielen. Während sie so miteinander kämpften, stürmte Androgeus aus dem Gehölz hervor und fiel der Armee von Cassibellaun in den Rücken, von dem die Hoffnungen der Schlacht völlig abhingen. Und jetzt, mit der Bresche, welche die Römer kurz zuvor durch sie geschlagen hatten, bei all der grimmigen Störung durch ihre eigenen Landsleute, waren sie nicht mehr imstande ihre Stellung zu behaupten, sondern mussten mit ihren geschlagenen Kräften das Feld verlassen. In der Nähe des Ortes stand ein felsiger Berg,auf dessen Spitze sich ein dichtes Haselnussgehölz befand. Hier hinein floh Cassibellaun mit seinen Männern, nachdem er sich geschlagen fand. Und nachdem er bis zur Spitze des Bergs geklettert war, verteidigte er sich tapfer und tötete den [ihn] verfolgenden Feind. Denn die römischen Streitkräfte jagten ihn mit denen von Androgeus um seine fliehenden Truppen zu zerstreuen. Und sie kletterten hinter ihm den Berg hinauf und machten viele Angriffe, aber alle mit wenig Erfolg. Denn die steinige Beschaffenheit des Berges und die große Höhe seiner Spitze gaben den Briten Schutz und die Gelegenheit, eine große Anzahl von Feinden zu töten. Caesar belagerte hierauf auf dem Berg die ganze Nacht, jene, die er jetzt eingeholt hatte, und verschloss alle Zugänge dahin. In der Absicht, den König durch Hunger zu zwingen, was er es durch die Kraft der Waffen nicht erreichen konnte. So wunderbar war in jenen Tagen die Tapferkeit der britischen Nation, dass sie imstande war, den Eroberer der Welt zweimal in die Flucht zu schlagen. Und sie war bereit, zur Verteidigung ihres Landes und ihrer Freiheit zu sterben, sodass sie, wenn auch geschlagen, dem widerstand, dem die ganze Welt nicht widerstehen konnte. Folglich sagt Lucan in seinem Lob über Caesar:

Territa quaesitis ostendit terga Britannis.
Mit Stolz kämpfte er mit den Briten, aber als er sie fand,
Fürchtet er ihre Kraft und floh vom feindlichen Boden. [16]

Zwei Tage waren nun vergangen, als Cassibellaun seine ganze Verpflegung aufgebraucht hatte und er fürchtete, dass der Hunger ihn nötigen würde, sich Caesar als Gefangenen zu übergeben. Aus diesem Grund sandte er eine Nachricht an Androgeus, um seinen Frieden mit Julius zu machen, damit nicht die Ehre der Nation darunter leide, dass er gefangenen genommen wird. Er machte ebenfalls klar, dass er es nicht verdiente, für den Verdruss, den er ihm bereitet hatte, getötet zu werden. Sobald die Boten dies dem Androgeus erzählt hatten, gab er die Antwort: "Dieser Prinz verdient es nicht, geliebt zu werden, der im Krieg sanft wie ein Lamm, im Frieden aber grausamer als ein Löwe ist. Ihr Götter des Himmels und der Erde! Geruht mein Herr nun, mich jetzt anzuflehen, mich, dem er vorher befahl? Wünscht er, sich auszusöhnen durch seine Unterwerfung unter Caesar, dem Caesar selbst zuvor Frieden gewünscht hatte? Er sollte deshalb in Betracht gezogen haben, dass der, der imstande war, einen so großen Anführers aus dem Königreich hinauszuwerfen, auch im Stande war, ihn wieder zurückzubringen. Ich hätte nicht von ihm so ungerecht behandelt worden dürfen, der ich ihm doch so viel Dienste geleistet habe, wie auch jetzt so viele Verletzung zugefügt. Der muss verrückt sein, der seine Mitsoldaten verletzt oder tadelt, durch die er den Feind besiegt hat. Der Sieg ist nicht der des Anführers, sondern der von denen, die ihr Blut im Kampf für ihn verlieren. Jedoch werde ich, wenn ich kann, ihm Frieden vermitteln, denn die Verletzung, die er mir angetan hat, ist an ihm genug gerächt, da er mich um Gnade bittet."

10[]

Nach diesem ging Androgeus zu Caesar. Und nach einem respektvollen Gruß redete er ihn auf diese Weise an: "Du hast dich an Cassibellaun genug gerächt. Lasse jetzt Milde den Platz der Rache einnehmen. Was muss mehr getan werden, als dass er sich unterwirft und dem römischen Staat Tribut zahlt?" Darauf gab ihm Caesar keine Antwort. Worauf wiederum Androgeus sagte; "Meine ganze Vereinbarung mit Dir, Caesar, bestand nur darin, Britannien durch die Unterwerfung von Cassibellaun unter deine Macht zu bringen. Siehe! Cassibellaun ist jetzt besiegt und Britannien wird Dir durch meine Unterstützung unterworfen. Welch weiteren Dienst schulde ich Dir? Gott verbietet, dass ich zulasse, dass mein Souverän, der mich um Frieden bittet und mir für meine Verletzungen, die er mir angetan hat, Genugtuung verschafft, im Gefängnis oder in Ketten liegt. Es ist keine leichte Sache, Cassibellaun zu Tode zu bringen, während ich lebe. Und wenn Du meine Forderung nicht erfüllst, werde ich mich nicht schämen, ihm meine Hilfe zu geben." Caesar, von dieser Drohung durch Androgeus beunruhigt, war zum Einlenken gezwungen. Unter der Bedingung, dass er [Cassibellaun] eine jährliche Tributzahlung von dreitausend Pfund Silber leisten solle. So wurden dann Julius und Cassibellaun von dieser Zeit an Freunde und machten einander Geschenke. Danach überwinterte Caesar in Britannien und im nächsten Frühling kehrte er nach Gallien zurück. Endlich sammelte er all seine Streitkräfte und marschierte nach Rom gegen Pompejus. [17]

11[]

Nachdem sieben Jahre vergangen waren, starb Cassibellaun und wurde in York begraben. Sein Nachfolger war Tenuantius, Herzog von Cornwall und Bruder von Androgeus: Denn Androgeus war mit Caesar nach Rom gegangen. Tenuantius, der jetzt die Krone trug, regierte das Königreich mit Gewissenhaftigkeit. Er war ein kriegerischer Mann und achtete streng über das Gesetz. Nach ihm wurde sein Sohn Kymbelinus [18] auf den Thron gebracht. Er war ein großer Soldat und von Augustus Caesar erzogen. Er hatte eine so große Freundschaft mit den Römern geschlossen, dass er ihnen freiwillig den Tribut zahlte, als er das auch sehr gut hätte ablehnen können. In seinen Tagen wurde unser Herr Jesus Christus geboren, durch dessen kostbares Blut die Menschheit vom Teufel, unter dem sie vorher versklavt worden waren, erlöst wurde.

12[]

Kymbelinus bekam, als er Großbritannien zehn Jahre regiert hatte, zwei Söhne. Der Ältere hatte den Namen Guiderius, [19] der andere hieß Arviragus. [20] Nach seinem Tod fiel die Herrschaft Guiderius zu. Dieser Prinz weigerte sich, den Römern Tribut zu zahlen. Aus diesem Grund marschierte Claudius, [21] der jetzt Kaiser war, gegen ihn. [22] Auf dieser Expedition wurde er von einem Kommandanten seiner Armee, der in britische Sprache Leuis Hamo [23] genannt wurde, begleitet. Auf dessen Ratschlag hin sollte der folgende Krieg fortgesetzt werden. So begann dieser Mann, als er die Stadt Portcestre erreichte, die Tore mit einer Mauer abzusperren und verweigerte den Bürger die Freiheit herauszugehen. Denn sein Plan war, sie durch Hunger zur Unterwerfung zu zwingen oder sie ohne Gnade zu töten.

13[]

Auf die Nachrichten über die Ankunft von Claudius hin sammelte Guiderius das ganze Militär des Königreichs und ging, um auf die römische Armee zu treffen. In der folgenden Schlacht begann er den Angriff mit großer Begierde und tötete mit seinem eigenen Schwert mehr als der größte Teil seiner Armee. Claudius war gerade im Begriff, sich zu seinen Schiffen zurückzuziehen und die Römer waren beinahe besiegt, als der schlaue Hamo seine eigene Rüstung fortwarf und die der Briten anlegte und als Brite gegen seine eigenen Männer kämpfte. Dann hielt er die Briten zu einem kraftvollen Angriff an, bei dem er ihnen einen schnellen Sieg versprach. Denn er hatte ihre Sprache und ihre Gewohnheiten erlernt, da er mit den britischen Geiseln in Rom erzogen worden war. Durch diese Maßnahme näherte er sich nach und nach dem König und ergriff eine günstige Gelegenheit. Er erstach ihn, ohne in Gefahr zu sein, gefangen genommen zu werden und flüchtete dann durch die Reihen des Feindes, um mit der Nachricht seiner verabscheuungswürdigen Tat zu seinen Männern zurückzukehren. Aber Arviragus, der sah, dass sein Bruder getötet worden war, zog unverzüglich die Kleidungsstücke seines Bruders an. Und so, als ob er selbst Guiderius sei, spornte er die Briten dazu an, ihre Stellung zu behaupten. So leisteten sie, da sie nichts über das Verhängnis des Königs wussten, kraftvollen Widerstand, kämpften mutig und töteten eine nicht kleine Anzahl Feinde. Schließlich gaben die Römer den [Kampf-]Platz preis und verließen, indem sie sich in zwei Einheiten aufteilten, das Feld. Claudius zog sich mit einem Teil, der ihn sicherte, auf seine Schiffe zurück. Hamo aber floh in die Wälder, da er nicht die Zeit hatte, zu seinen Schiffen zu gelangen. Deshalb dachte Arviragus, dass Claudius zusammen mit ihm floh. Er verfolgte ihn so schnell er konnte und ließ nicht ab, ihn von Ort zu Ort zu jagen, bis er ihn an einem Teil der Meeresküste überholte, die heute, nach dem Namen Hamo, Southampton genannt wird. [24] An demselben Ort gab es einen günstigen Hafen für Schiffe und einige Handelsschiffe lagen vor Anker. Und gerade als Hamo versuchte, an Bord zu gehen, übermannte ihn unversehens Arviragus und tötete ihn unverzüglich. Und seit dieser Zeit wird er ,Hamos Hafen‘ genannt.

14[]

Inzwischen griff Claudius mit seinen restlichen Kräften die oben erwähnte Stadt, die damals Kaerperis hieß, jetzt aber Portcestre genannt wird, an und machte bald die Mauern dem Erdboden gleich. Und machte sich, nachdem er die Einwohner unterworfen hatte, hinter Arviragus her, der in Winchester betreten hatte. Später belagerte er diese Stadt und verwendete dazu eine Vielfalt von Maschinen. Arviragus, der sich in die Enge getrieben sah, rief seine Truppen zusammen und öffnete die Tore, um heraus zu marschieren und ihnen eine Schlacht zu liefern. Aber gerade, als er bereit war, den Angriff zu beginnen, sandte Claudius, der die Unerschrockenheit des Königs und den Mut der Briten fürchtete, ihm eine Nachricht, mit dem Vorschlag, Frieden zu schließen. Denn er hatte die Wahl, sie eher durch den Verstand und Politik zu besänftigen, als das Risiko eines Kampfs einzugehen. Zu diesem Zweck bot er ihm Versöhnung an, und versprach, ihm seine Tochter zugeben, wenn er nur das Königreich Britannien als Untertan des römischen Staates anerkennen würde. Die Edelleute überzeugten ihn hierauf, den Gedanken an Krieg beiseite zulegen und mit dem Versprechen von Claudius zufrieden zu sein. Gleichzeitig machten sie ihm klar, dass es keine Schande war, den Römern, die ein Weltreich beherrschten, unterworfen zu sein. Durch diese und viele andere Argumente wurde er bewegt, sich ihrem Ratschlag zu beugen und sich Caesar zu unterwerfen. Nachdem Claudius nach Rom nach seiner Tochter gesandt hatte, unterwarf er mit der Unterstützung von Arviragus die Orkneys und die provinziellen Inseln seiner Macht.

15[]

Sobald der Winter vorüber war, kehrten die, welche nach der Tochter des Claudius gesandt worden waren, mit ihr zurück, und brachten sie ihrem Vater. Der Name des jungen Mädchens war Genuissa und so groß war ihre Schönheit, dass sie bei allen, die sie sahen, Bewunderung hervorrief die sie sahen. Nach ihrer Heirat mit dem König gewann sie einen so großen beherrschenden Einfluss über seine Zuneigungen, dass er nichts anderes als sie allein schätzte: Dermaßen, dass er sich wünschte, den Platz zu ehren, wo die Hochzeit feierlich begangen worden war. Und er bewegte Claudius dazu, eine Stadt darauf zu bauen, als Denkmal für die Nachwelt für eine großartige und glückliche Ehe. Claudius stimmte ihm zu und befahl einer Stadt zu bauen, die nach seinem Namen Kaerglou genannt wurde, das heutige Gloucester, und die an den Grenzen von Dimetia und Loegria an den Ufern des Severn gelegen ist. Einige jedoch sagen, dass sie ihren Namen vom Herzog Gloius hat. Einem Sohn von Claudius, der dort geboren wurde und an den, nach dem Tod von Arviragus, das Herzogtum Dimetia fiel. Nachdem die Stadt vollendet war und die Insel jetzt Frieden genoss, kehrte Claudius nach Rom zurück und überließ Arviragus die Herrschaft über die britischen Inseln. Zur gleichen Zeit gründete der Apostel Petrus die Kirche von Antiochia und kam später nach Rom, war dort Bischof und sandte Markus, den Evangelisten, nach Ägypten, um das Evangelium zu predigen, das er geschrieben hatte.

16

Nach der Abreise von Claudius begann Arviragus, seinen Weisheit und seinen Mut zu zeigen. Er baute Orte und Städte wieder auf und übte so große Herrschaft über seine eigenen Leute aus, dass er ein Schrecken für die Könige der abseits gelegenen Länder wurde. Das aber erfüllte ihn somit Stolz, dass er die römische Macht gering schätzte, die Unterwerfung unter den Senat verachtete und sich selbst die alleinige Autorität in allem zusprach. Auf diese Nachrichten hin wurde Vespasian [25] von Claudius gesandt, um eine Versöhnung mit Arviragus zu erreichen oder ihn den Römern zu unterwerfen. [26] Als so Vespasian den Hafen von Rutupi erreichte, traf Arviragus auf ihn und hinderte ihn daran, in den Hafen einzulaufen. Da er eine so große Armee mit sich brachte, wagten es die Römer nicht, an Land zu gehen, aus Angst, dass er über sie herfallen würde. Daraufhin zog sich Vespasian von diesem Hafen zurück, hisste seine Segel und erreichte die Küste von Totness. Sobald er gelandet war, marschierte er los, um sofort Kaerpenhuelgoit, heute Exeter, zu belagern. Und nachdem er sieben Tage davor gelegen hatte, wurde er von Arviragus und seiner Armee eingeholt, die ihm eine Schlacht lieferte. An diesem Tag kam es bei beiden Armeen zu großen Vernichtungen, doch konnte keine Seite den Sieg erringen. Am nächsten Morgen schlossen die beiden Anführer, durch die Vermittlung von Königin Genuissa, Freundschaft und sie sandten ihre Männer nach Irland. Sobald der Winter zu Ende war, kehrte Vespasian nach Rom zurück, Arviragus aber blieb in Britannien zurück. Später, als er älter wurde, begann er, dem Senat Respekt zu zollen und sein Königreich in Frieden und Ruhe zu regieren. Er bestätigte die alten Gesetze seiner Vorfahren und verordnete einige neue, und machte allen verdienstvollen Personen sehr große Geschenke. So verbreitete sich der Ruf seines Ruhmes über ganz Europa aus und er wurde von den Römern sowohl geliebt als auch gefürchtet und er wurde mehr als jeder andere König seiner Zeit Thema ihrer Gespräche. So berichtet Juvenal, wie ein blinder Mann über einen gefangenen Steinbutt sagte:

Regem aliquem capies, aut de temone Britanno
Decidet Arviragus.
"Arviragus soll von seinem Kampfwagen fallen,
Oder dich soll sein Herr einen gefangener König rufen." [27]

Im Krieg war niemand wilder als er, in Frieden niemand milder, niemand angenehmer, oder großartigeren in seinen Geschenken. Als er seinen Lebensweg beendet hatte, wurde er in Gloucester in einem Tempel begraben, den er gebaut und der Ehre von Claudius gewidmet hatte.

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Sein Sohn Marius, [28] ein Mann von bewundernswerter Umsicht und Verstand, folgte ihm in der Königsherrschaft nach. Während seiner Herrschaft kam ein König der Pikten, genannt Rodric, [29] aus Skythien mit einer großen Flotte und erreichte den nördlichen Teil von Britannien, der Alba genannt wird, und er begann, dieses Land zu verwüsten. Deshalb stellte Marius eine Armee auf, suchte ihn, tötete ihn im Kampf und gewann den Sieg. So stellte er in der Provinz, die später nach seinem Namen Westmorland genannt wurde, ein steinernes Denkmal auf, auf dem sich, zu seinem Gedenken, bis heute eine Inschrift befindet. Er gab den überwundenen Leuten, die mit Rodric gekommen waren, die Freiheit, in dem Teil Albas zu wohnen, der Caithness genannt wird und der eine lange Zeit wüst und unkultiviert gewesen war. Und weil sie keine Frauen hatten, wünschten sie, die Töchter und die Frauen der Sippen der Briten zu heiraten. Doch lehnten die Briten dies ab, da sie zu stolz waren, sich mit solchen Menschen zu verbinden. Da sie hier Zurückweisung erlitten hatten, segelten sie nach Irland und heirateten die Frauen dieses Landes. Und durch ihre Nachkommenschaft nahm ihre Zahl [stark] zu. Aber lasst uns damit, was sie betrifft, genug sein, da ich nicht vorhabe, die Geschichte dieser Menschen oder die der Schotten zuschreiben, die ihren Ursprung von ihnen und den Iren ableiteten. Marius begann, nachdem er der Insel vollständigen Frieden gebracht hatte, die römischen Menschen zu lieben und zahlte den Tribut, der von ihm gefordert wurde. Und, dem Beispiel seines Vaters nacheifernd, übte er Gerechtigkeit, achtete die Gesetze und den Frieden und alles, was in seinem Königreich achtbar war.

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Sobald seine Tage zu Ende gegangen waren, übernahm sein Sohn Coillus [30] von ihm die Herrschaft über das Königreich. Er war als Säugling nach Rom gebracht und nach römischer Sitte erzogen worden. Und er hatte eine enge Freundschaft mit ihnen geschlossen. Er zahlte ihnen ebenfalls Tribut und lehnte es ab, auf irgendeine Weise gegen sie zu opponieren. Denn er sah, dass die ganze Welt ihnen unterworfen war und dass sich keine Stadt oder kein Land außerhalb der Grenzen ihrer Macht befand. Da er so das zahlte, was von ihm verlangt wurde, genoss er seine Königsherrschaft in Frieden: Und kein König zollte jemals seinen Edelleuten größeren Respekt. Nicht nur, dass er ihnen erlaubte, das ihnen Eigene in Ruhe zu genießen, sondern er band sie auch durch seine dauernden reichlichen Gaben und seine Freigebigkeit an sich.

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Coillus hatte nur einen Sohn, genannt Lucius. [31] Der erhielt die Krone nach dem Ableben seines Vaters und tat es ihm in all seinen Taten der Güte gleich. Und seinen Untertanen schien er kein anderer zu sein, als der wiederauferstandene Coillus. Da er einen so guten Anfang gemacht hatte, war er bereit, zu einem [noch] besseren Ende zu kommen: Aus diesem Grunde sandte er Briefe an Papst Eleutherius. [32] Darin wünschte er, von ihm in der christlichen Religion unterwiesen zu werden. [33] Denn die Wunder, welche die Apostel Christi in vielen Ländern vollbracht hatten, bewirkten ein Schuldgefühl in seinem Geist. Sodass er, in feuriger Liebe zum wahren Glauben entbrannt, seine fromme Bitte erfüllt bekomme. So sandte dieser heilige Papst, nach Erhalt dieser frommen Bitte, ihm die zwei gläubigsten Doktoren, Faganus und Duvanus, [34] Sie tauften ihn, nachdem sie über die Fleischwerdung des Wortes Gottes gepredigt hatten, und machten ihn zu einem Bekehrten des christlichen Glaubens. Sofort danach kamen Menschen aus allen Ländern, versammelten sich, folgten dem Beispiel des Königs, wurden mit dem gleichen heiligen Bad gewaschen und wurden zu Teilhabern am Königreich des Himmels gemacht. Die heiligen Doktoren weihten, nachdem sie das Heidentum auf der ganzen Insel nahezu ausgelöscht hatten, die Tempel,die zu Ehren vieler Göttern errichtet worden waren, dem einzigen Gott und seinen Heiligen und sie füllten sie mit Gemeinden von Christen. Zu der Zeit gab es in Britannien achtundzwanzig Flamines [35] sowie auch drei Archiflamines [Oberpriester], denen die Rechtsprechung der anderen Richter und Anhänger unterworfen waren. Auch diese befreiten sie, gemäß dem apostolischen Befehl, vom Götzenkult. Und wo sie Flamines waren, wurden sie zu Bischöfen, wo Archiflamines zu Erzbischöfen. Die Sitze der Archiflamines befanden sich in den drei edelsten Städten, nämlich London, York und in der ,Stadt der Legionen‘, deren alte Mauern und Gebäude am Fluss Usk in Glamorganshire gestanden haben. Diesen Dreien, die jetzt vom Aberglauben gereinigt waren, wurden achtundzwanzig Bischöfe mit ihren Diözesen untergeordnet. Dem Erzbischof von York waren Deira und Alba, das der große Fluss Humber von Loegria abteilt, untergeordnet. Dem Erzbischof von London waren Loegria und Cornwall untergeordnet. Diese zwei Provinzen teilt der Severn von Kambria oder Wales, was der ,Stadt der Legionen' untergeordnet war, ab.

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Schließlich kehrten die zwei Prälaten, nachdem sie hier eine vollständige Reformation durchgeführt hatten, nach Rom zurück und waren begierig darauf, dem Papst zu bestätigen, was sie getan hatten. Sobald sie eine Bestätigung erwirkt hatten, kehrten sie wieder nach Britannien zurück, von vielen anderen begleitet, durch deren Lehre die britische Nation in kurzer Zeit im Glauben gestärkt wurde. Ihre Namen und Taten werden in einem von Gildas geschriebenen Buch über den Sieg von Aurelius Ambrosius [36] niedergelegt. Und was in einer so hellen Abhandlung gesagt wird, braucht hier nicht in einem geringeren Stil wiederholt werden.

Anmerkungen[]

  1. In erster Linie Caesars eigene Kommentare zum gallischen Krieg Bücher 4 und 5; auch Cicero, Briefe an Freunde 7.6-7.10, 7.17, Briefe an seinen Bruder Quintus 2.13, 2.15, 3.1, Briefe an Atticus 4.15, 4.17, 4.18; Cassius Dio, römische Geschichte 39.50-53,40.1-3; Suetonius, Julius 25, 47; Velleius Paterculus, römische Geschichte 2.46-47; Appian, Zusammenfassung der gallischen Geschichte 5, Bürgerkriege 2.150; Plutarch, Caesar 16.5, 23.2; Florus, Zusammenfassung der römischen Geschichte 1.45; Eutropius, Abkürzung der römischen Geschichte 6.17; Livius, Perochiae 105.5; Orosius, Geschichten gegen die Heiden 6.9. - Mittelalterlicher Texte, auf die Geoffrey wahrscheinlich Zugriff hatte, beinhalten Beda, Historia ecclesiastica gentis Anglorum, was Orosius fast wortwörtlich wiedergegeben hat und die Historia Brittonum 19-20. Caesar fiel zweimal, 55 und 54 v. Chr., in Britannien ein.
  2. Walisisch: ,Ilkassar‘ (Cooper).
  3. Walisisch: ,Caswallon‘ (Cooper).
  4. Wahrscheinlich Canterbury, die als Durovernum in römischen Zeiten bekannt war. Walisisch: Doral (Cooper).
  5. Walisisch: ,Afarwy‘ (Cooper).
  6. Walisisch: ,Trahayant‘, oder ,Tenefan‘ (Cooper).
  7. Walisisch: ,Kradawc‘ (Cooper).
  8. Thorpe: ,Gueithaet‘; Walisisch: ,Gwerthaet‘ (Cooper).
  9. Thorpe: ,Britahel‘.
  10. Walisisch: ,Nynniaw‘ (Cooper).
  11. Walisisch: Alibiens iarll. Der Tribun, der in Großbritannien getötet wurde, war Quintus Laberius Durus (Caesar, Kommentare zum gallischen Krieg 5.15); Titus Labienus war der Legat von Caesar in Gallien . Die Verwirrung der zwei Namen kann zu den Geschichten von Orosius Gegen die Heiden verfolgt werden.
  12. Walisisch: ,Angau Coch‘ ("Roter Tod", Jesus College MS LXI), Agheu Glas ("Grauer Tod", Brut Dingestow).
  13. "Die Briten befestigten die Themse mit scharfen Pflöcken in dem erfolglosen Bemühen, Fußsoldaten davor abzuhalten, den Fluss zu durchzuwaten, nicht jedoch um Schiffe zu beschädigen, die darauf segelten." (Caesar, Kommentare zum gallischen Krieg 5.18).
  14. Walisisch: ,Hirlas‘ (Cooper).
  15. Thorpe: ,Cuelinus‘; Walisisch: ,Kyhylyn‘ (Cooper).
  16. Lucan, Pharsalia 5.572. Wörtlicher, "Erschreckt zeigte er seinen Rücken den Briten, die er gesucht hatte".
  17. Der Bürgerkrieg von Caesar gegen Pompejus begann 49 v. Chr.
  18. Walisisch: ,Kynvelyn‘ (Cooper), der historische Cunobelinus.
  19. Walisisch: ,Gwydr‘ (Cooper).
  20. Walisisch: ,Gwairydd‘ (Cooper).
  21. Walisisch: ,Eloywkassar‘ (Cooper).
  22. Quellen für die Invasion von Claudius 43 n. Chr. sind: Triumphbogen des Claudius; Tacitus, Agricola 13-14; Cassius Dio, Römische Geschichte 60:19-22; Suetonius, Claudius 17, 21.6, 24.3, 28, Vespasian 4; Josephus, The War of the Jews 3.1.2; Eutropius, Zusammenfassung der römischen Geschichte 7:13; Orosius, Gegen die Heiden 7.6. Siehe auch Beda, Historia ecclesiastica gentis Anglorum 1.3; Historia Brittonum 21.
  23. Thorpe: ,Lelius Hamo‘; Walisisch: ,Hamon‘ (Cooper).
  24. Walisisch: ,Porth Hamon‘,,Porth Hamwnt‘ (Cooper).
  25. Walisisch: ,Vasbassian‘ (Cooper).
  26. Tatsächlich war Vespasian an der Invasion 43 n. Chr. beteiligt. - siehe Anmerkung zum Kapitel 12.
  27. Juvenal, Satiren 4.126-127. Wörtlich "Du wirst Sie einen König ergreifen, oder von der Briten (Kampfwagen-) wird Arviragus fallen". Die Prophezeiung ist an den Kaiser Domitian gerichtet (herrschte 81-96 n.Chr.).
  28. Walisisch: ,Mayric‘ (Cooper).
  29. Thorpe: ,Sodric‘.
  30. Walisisch: ,Koel‘ (Cooper).
  31. Walisisch: ,Lles‘ (Cooper).
  32. ca. 174-189. Walisisch: ,Elenteriws‘ (Cooper).
  33. Zur Bekehrung von König Lucius, siehe auch Beda, Historia ecclesiastica gentis Anglorum 1.4; Historia Brittonum 22
  34. Walisisch: ,Dyfan‘ und ,Ffagan‘ (Cooper).
  35. Ein Flamen (Plural: flamines) war in der altrömischen Religion der Einzel- und Opferpriester einer bestimmten Gottheit.
  36. Gildas (De Excidio et Conquestu Britanniae 8-12) befasst sich kurz mit der Bekehrung Britanniens zum Christentum, aber in keinem Detail mehr als Geoffrey.
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