
Der Hadrianswall war eine Verteidigungsanlage im Römischen Britannien, dessen Bau 122 n. Chr. von Kaiser Hadrian in Auftrag gegeben wurde. Er erstreckt sich von den Ufern des Flusses Tyne an der Nordsee zum Solway Firth am Irischen Meer und war die meiste Zeit über die nördliche Grenze des Römischen Imperiums zu den Gebieten der antiken britischen Stämme. Die Überreste des Walles sind bis heute zu besichtigen.
Beschreibung[]

Der Hadrianswall ist 80 römische Meilen lang (117,5 km). Seine Breite und Höhe variieren gemäß der Materialien, die an den jeweiligen Stellen verfügbar waren. Östlich des Flusses Irthing besteht die Mauer aus Steinen und war ursprünglich 3 m breit und 5 bis 6m hoch, im Westen des Flusses bestand sie ursprünglich aus Torf und war 6m breit und 3,5m hoch; sie wurde später aus Stein neu erbaut. Forscher glauben, dass sie nach ihrer Vollendung mit Pflastersteinen bedeckt und gekalkt war. Ihre schimmernde Oberfläche reflektierte das Sonnenlicht und war meilenweit sichtbar.
Zur weiteren Sicherung gab es direkt nördlich des Walls einen Graben, der sich über seine ganze Breite hin zog, und dahinter eine Reihe von Annäherungshindernissen wie Fallgruben oder Fußangeln. Auf der Südseite der Mauer verlief eine Militärische Sperrzone: sie bestand aus der Militärstraße und einem weiteren Graben.
Weiterhin gab es 320 Türme, 16 Hilfstruppenkastelle und 80 Meilenkastelle. In den Meilenkastellen wohnten fest stationierte Soldaten, weitere Festungen mit Infanterie und Kavallerie waren in der Nähe des Walls errichtet worden. An den Toren, die in regelmäßigen Abständen in den Wall eingelassen waren, konnte man möglicherweise Handel treiben, sie könnten als Kontrolle von Einwanderern, zum sammeln von Steuern bei durchreisenden Händlern oder zum Auffinden von Schmugglern gedient haben.
Geschichte[]
Römisches Britannien[]
Der Wall wurde vermutlich schon vor Hadrians Besuch in Britannien 122 geplant. Sandsteinfunde, die von 118 oder 119 datieren, geben an, dass es sein Wunsch war, "das Imperium intakt" zu halten und das durch eine "göttliche Konstruktion".
Doch die Gründe für den Bau variieren stark. Obwohl Hadrians Biograph schrieb, dass Hadrian den Wall bauen ließ, um das Reich vor Barbaren zu schützen, sind sich Historiker nicht einig. Einige Theorien besagen, der Wall wäre als Ausdruck seiner Macht gebaut worden und aufgrund von Hadrians Politik, zunächst zu verteidigen, bevor er weiter expandiert. Bei seiner Thronbesteigung 117 gab es bereits Unruhen und Rebellionen in Britannien und verschiedenen anderen Provinzen. Dies könnte seine Pläne beeinflusst haben, den Wall und andere Verteidigungsanlagen wie den Limes zu erbauen, doch das Ausmaß ist unbekannt. Die Gelehrten sind sich nicht einige, wie stark die Bedrohung durch die nördlichen Bewohner wirklich war und ob es wirtschaftliche Vorteile dabei gab, eine mit Garnisonen besetzte Verteidigungsanlage zu errichten, anstatt die Gebiete der Schottischen Lowlands zu erobern und das Gebiet mit einer losen Ansammlung von Festungen zu verteidigen.
Ein weiterer Grund könnte die Kontrolle von Ein- und Auswanderern gewesen sein, das Sammeln von Steuern, Kontrollieren von Händlern oder Schmugglern. Und schlussendlich natürlich auch ein pure einfache Machtdemonstration des römischen Reiches und ein politisches Statement von Hadrian.
Der Bau begann 122, während Hadrian sich in Britannien aufhielt, und dauerte etwa sechs Jahre. Man begann im Osten und drei Legionen nahmen an dem Bau teil. Der ursprüngliche Plan beinhaltete einen Graben und eine Mauer mit 80 kleinen Festungen, eine nach jeder römischen Meile, die jeweils ein paar Dutzend Soldaten beherbergten, und dazwischen regelmäßige Türme für Beobachtung und Signalgebung.
Nach Hadrians Tod 138 gab der neue Kaiser Antoninus Pius den Wall größtenteils auf und hinterließ ihn nur als Unterstützung, während er mit dem Bau eines neuen Walles - dem Antoninuswall - etwa 160km weiter im Norden begann und einige überflüssige Tore im Hadrianswall zumauern ließ. Doch er war nicht in der Lage, die nördlichen Stämme zu erobern, so dass sein Nachfolger Marcus Aurelius nach seiner Thronbesteigung die Grenze 164 n. Chr. wieder zum Hadrianswall zurück verlegte. In einem Brief an den Kaiser bezeichnete Marcus Claudius Fronto die Mauer als verlustreichen Abschnitt und Cassius Dio berichtete aus der Herrschaftszeit von Commodus, dass es trotz allem schwere Kämpfe mit den nördlichen Stämmen gab. Viele Historiker glauben, dass in dieser Zeit alle Truppen, die noch am Antoninuswall zurück geblieben waren, zum Hadrianswall zurück verlegt wurden.
208 bis 211 versuchte Kaiser Septimius Severus erneut, Caledonien zu erobern und besetzte den Antoninuswall für eine kurze Zeit erneut, doch der Feldzug endete unentschieden und die Römer zogen sich schließlich wieder zum Hadrianswall zurück. Es kam zu einer relativ friedlichen Periode, nachdem sein Sohn und Nachfolger Caracalla einen Frieden mit den nördlichen Stämmen geschlossen hatte. Aus dieser Zeit stammen viele Reparaturarbeiten am Wall.
287 kam es zum Aufstand des Carausius, der sich etwa fünf Jahre lang als Imperator von Britannien und Teilen von Gallien halten konnte. In dieser Zeit verfiel der Wall erneut und wurde teilweise durch Kämpfe zerstört, vermutlich von Plünderern. Dies lag auch daran, dass Carausius' Nachfolger Allectus die Truppen aus dem Norden abzog, um sich gegen Constantius Chlorus zu verteidigen.
Gegen Ende des 3. Jahrhunderts wurden viele verfallene und zum Teil eingestürzte Gebäude komplett wieder aufgebaut, eine Inschrift weist jedoch darauf hin, dass die Zerstörung größtenteils auf natürlichen Verfall zurückzuführen ist. Dies ist wahrscheinlich zurückzuführen auf die langen Friedensperioden, die eine ständige massive Besetzung des Walles unnötig machten.
Übergangszeit[]
Im 4. Jahrhundert begann die Völkerwanderung, die nicht nur die Provinzen auf dem Kontinent beeinflusste. Die Römer waren zu dieser Zeit darauf angewiesen, Söldner aus benachbarten Gebieten anzuwerben; in Britannien wurden häufig Angelsachsen eingesetzt.
Zwischen 306 und 367 kam es erneut zu häufigen und größeren Kampfhandlungen gegen die Pikten. 360 wurde Graf Theodosius - der Vater des späteren gleichnamigen Kaisers - beauftragt, das Chaos in Britannien zu beenden. Ausgrabungen beweisen, dass die Angreifer sich zu dieser Zeit nicht mehr damit aufhielten, den Wall zu zerstören und Kastelle niederzubrennen, weswegen es keine größeren Schäden aus dieser Zeit gibt. Theodosius scheint die Ruhe schnell wieder hergestellt zu haben und neue Inschriften zeigen, dass einheimische Stämme wie die Durotriges zur Instandhaltung des Walles eingesetzt wurden.
383 ergriff Magnus Maximus, der damalige Comes Britanniarum, die Macht und erklärte sich selbst zum Imperator in Britannien. Für seinen Kampf gegen den legitimen Kaiser Gratian zog Magnus fast alle Truppen aus Wales und vom Hadrianswall ab. Damit war die Nordgrenze nicht mehr gesichert und es markiert auch den Zeitpunkt, ab dem Britannien aufhörte, eine militärisch gesicherte Provinz zu sein. Die Soldaten kehrten nicht mehr zurück und die einheimische Bevölkerung scharte sich um militärische Anführer, um sich zu schützen. Die Sicherung des Walles war nun eine Nebensache, da man damit beschäftigt war, sich gegen die einfallenden Pikten und Skoten zu wehren.
399 schickte Stilicho zum letzten mal eine Armee nach Britannien, um gegen die Invasoren zu kämpfen. Der Wall wurde erneut - notdürftig - instand gesetzt, doch die Truppen zogen bereits ein Jahr später wieder ab. Bis 410 zog Constantine III weitere Soldaten aus Britannien ab, nur wenige Bewohner blieben am Wall zurück. Vermutlich handelte es sich bei ihnen um ältere Soldaten und Männer, die ihre Familien nicht am Wall zurücklassen wollten, wo sie bereits seit Generationen wohnten.
Die Notitia Dignitatum berichtet, dass noch um 420 von regulären Truppeneinheiten bewacht wurde, dabei fehlende aufgelistete Außenposten weisen darauf hin, dass es sich vermutlich um größtenteils aktuelle Angaben handelt. Doch Historiker glauben, dass spätestens 407 die letzten regulären Truppen abgezogen wurden, alles danach liegt im Dunkeln.
Mangelnde Münzfunde lassen vermuten, dass dort kein regelmäßiger Verkehr und Handel mehr stattfand, doch einige Forscher sind der Ansicht, dass die Bevölkerung sich aufgrund der fehlenden Verwaltung durch den Abzug der Römer auf Tauschhandel verlegte. Söldner, die zur Verteidigung der Mauer angeworben worden waren, verließen sie vermutlich, da inzwischen die Soldzahlungen ausblieben, und nur die regulären Truppen blieben zurück und warteten auf Verstärkung, die jedoch nie kommen würde. Ihre Kastelle waren inzwischen zu Dörfern geworden und da es inzwischen kein funktionierendes Zentralkommando mehr gab, wurden die Offiziere zu örtlichen Kriegsherren, unter denen sich die Zivilbevölkerung sammelte, um Schutz zu erhalten.
Zur Zeit von Magnus Maximus wurde die Kontrolle über den Wall vermutlich von Eboracum ausgeübt. Magnus ernannte bei seinem Abzug der Truppen vermutlich einen Mann namens Coel - Coelius oder Coelestinus - zum Befehlshaber der Nordgrenze, der letzte von Römern ernannte Dux Britanniarum. Coel war verantwortlich, die einfallenden Pikten weiterhin in Schach zu halten. Die Plünderer hatten inzwischen erkannt, dass es einfacher war, den Wall auf dem Seeweg zu umgehen, und der Dux hatte sich darauf verlegt, sie nur noch zu bekämpfen, wenn sie sein Territorium angriffen, wobei er den Süden des Landes sich selbst überließ, da er von dort ohnehin keine Unterstützung erhielt.
Alte walisische Überlieferungen wie das Bonedd Gwyr y Gogledd sprechen von einem mythischen König namens Coel Hen, der der Stammvater aller römisch-britischen Könige im Norden gewesen sein soll.
Und immer noch wurde der Hadrianswall nicht aufgegeben. Seine Bewohner wandelten die Kastelle in Wehrbauten um und begingen selbst Raubzüge in den Süden der Insel. Einige der Anführer nutzten die Kastelle als ihren Herrschaftssitz und gründeten später ihre eigenen Dynastien. Sie stammten wohl aus der früheren Adelsschicht oder waren hochrangige Offiziere. Die Soldaten am Wall traten in ihre Dienste, da diese Anführer ihre Versorgung und die ihrer Familie sichern konnten.
Im Norden begann sich zu dieser Zeit das Königreich Bernicia zu entwickeln und man geht davon aus, dass die Bewohner des Walles, die ihre jahrhundertealte Militärkultur aufrecht erhielten, seine Ausbreitung noch einige Zeit lang verhindern konnten. Doch gegen 440 begannen die "Dark Ages", das Dunkle Zeitalter, so bezeichnet, da hier die schriftlichen Quellen aufhören und es nur wenig mehr als Ausgrabungsfunde gibt, die auf die weiteren Ereignisse schließen lassen.
Forscher vermuten, dass um diese Zeit die angelsächsischen Söldner zu meutern und ihre Stammesangehörigen in Britannien anzusiedeln begannen, so dass sie nach und nach die Kontrolle über die Provinz erlangten.
Die folgenden Jahrhunderte[]
Noch bis zur Zeit von Elizabeth I scheint die Mauer gut erhalten gewesen zu sein, diente aber vor allem als Versteck für Kriminelle, die Raubzüge auf die umliegenden Gebiete vornahmen. Die Zustände waren so schwerwiegend, dass die Regierung sogar eine Instandsetzung des Walles in Betracht zog. In den vergangenen Jahrhunderten hatten die Bewohner der Umgebung die Mauer als Steinbruch benutzt, da diese Materialien dringender für Kirchen und Häuser gebraucht wurde. Im 18. Jahrhundert nutzte General George Wade sie auch zur Pflasterung einer neuen Militärstraße, die zur Niederschlagung des Aufstandes von Charles Edward Stuart dienen sollte.
Im frühen 19. Jahrhundert begannen sich Historiker für die Mauer zu interessieren und Mitte des Jahrhunderts begannen die Bemühungen, ihre letzten Überreste für die Nachwelt zu erhalten.