Ein Earl (Graf) ist ein Mitglied des Adels. Der Titel ist angelsächsischen Ursprungs und verwandt mit dem skandinavischen Jarl, er bedeutete Häuptling.
Earls im Vereinigten Königreich und dem Commonwealth[]
Ein Earl hat den Titel Earl of [...], wenn der Titel auf einem Ortsnamen beruht, und Earl [...], wenn es sich um einen Nachnamen handelt. In beiden Fällen wird er als Lord [...] und seine Ehefrau als Lady [...] angesprochen. Eine Gräfin, die eine Grafschaft aus eigenem Recht besitzt, wird ebenfalls als Lady [...] angesprochen, doch ihr Ehemann erhält diesen Titel nicht (außer er ist selbst Graf aus eigenem Recht).
Der älteste Sohn eines Earl, auch wenn er selbst keine Titel besitzt, wird normalerweise mit einem Ehrentitel, dem zweithöchsten Titel seines Vaters angesprochen. Beispielsweise heißt der älteste Sohn von Prinz Edward, Earl of Wessex James, Viscount Severn. Jüngere Söhne bezeichnet man gewöhnlich als Der Ehrenwerte (Honourable) [Name] und Töchter als Lady [Name].
In Schottland gibt es keine Ehrentitel, der Erbe einer Grafschaft und jeder Adelstitel wird mit Master of [...] und Younger of [...] bezeichnet.
Geschichte[]
Im Angelsächsischen England besaßen Earls die Autorität über ihre eigenen Ländereien und das Rech über die Gerichte an ihren Höfen, was ihnen vom König verliehen wurde. Sie erhoben Bußen und Steuern und erhielten dafür einen "third-Penny", ein Drittel ihrer Einnahmen. In Kriegszeiten führten sie die Armeen des Königs an. Einige Shires waren zu größeren Einheiten, bekannt als Earldoms, zusammengefasst, und wurden von einem Ealdorman oder Earl beherrscht. Unter Edward der Bekenner existierten Earldoms wie Wessex, Mercia, East Anglia und Northumbria, die auf den früheren gleichnamigen unabhängigen Königreichen beruhten.
Nach der Normannischen Eroberung von England führte Wilhelm I der Eroberer das alte System fort, änderte es aber für seine Zwecke ab. Die Shires wurden die größten Unterteilungen und die Earldoms wurden abgeschafft. Die Normannen erschufen neue Earls wie die von Herefordshire, Shropshire und Cheshire, diese hatten aber nur die Macht über ein einziges Shire. Ihre Macht und ihre Möglichkeiten der regionalen Rechtsprechung waren auf die der normannischen Gerichte beschränkt. Weiterhin durften sie nicht länger Steuern erheben oder Entscheidungen an Gerichtshöfen treffen und es gab nur wenige von ihnen.
König Stephen von England erhöhte die Zahl der Earls wieder, um jene zu belohnen, die während seines Krieges mit Matilda treu zu ihm standen. Er gewährte einigen Earls das Recht auf königliche Schlösser und die Kontrolle über die Sheriffs, und schon bald masten sich andere diese Rechte selbst an. Gegen Ende seiner Herrschaft hielten sich einige Earls ihren eigenen Hof und prägten sogar ihre eigenen Münzen, gegen den Wunsch des Königs.
Stephens Nachfolger Heinrich II beschränkte die Macht der Earls wieder, holte sich die Kontrolle über die königlichen Burgen zurück und ließ sogar einige von den Earls erbaute Schlösser niederreißen. Er erschuf keine neuen Earldoms und ließ keinem seine Unabhängigkeit außerhalb der königlichen Kontrolle. In den Schottischen und Welsh Marches und in Cornwall schienen die Earls jedoch einige eigene Macht behalten zu haben. Heinrich fand es gefährlich, den Earls zu fiel Macht zu überlassen, doch das Chaos während der Anarchie verkompliziert die Interpretation der Ereignisse.
Im 13. Jh. hatten die Earls einen sozialen Rang direkt unter dem König und den Prinzen, waren dadurch aber nicht zwangsläufig mächtiger oder reicher als andere Adlige. Zu dieser Zeit konnte man nur durch Vererbung oder Heirat den Titel eines Earl erlangen und der König behielt sich das Recht vor, den Titel auch tatsächlich zu gewähren. Im 14. Jh. schuf man eine spezielle öffentliche Zeremonie, bei der der König den Earl persönlich mit einem Schwertgurt gürtete, was andeuten sollte, dass dessen Recht von ihm kam.
Die Earls hatten aber immer noch Einfluss als Gefährten des Königs und wurden als Stützen seiner Macht angesehen. Diese Macht zeigte sich zum ersten mal 1327, als sie Edward II absetzten. Später taten sie dies mit anderen Königen, mit denen sie nicht einverstanden waren. 1337 erklärte Edward III, dass er sechs neue Earldoms schaffen wollte.
Irland[]
Die erste irische Grafschaft war die des Earl of Ulster. Diesen Titel erhielt Hugh de Lacy 1205 durch Heinrich II, König von England und Lord von Irland. Andere Grafschaften waren die des Earl of Carrick, Earl of Kildare, Earl of Desmond und Earl of Waterford.
Nach der Eroberung von Irland durch die Tudors (1530er bis 1603) wurden die einheimischen Clanhäuptlinge und irischen Könige ermuntert, sich dem englischen König (jetzt auch König von Irland) zu unterwerfen, und erhielten dafür Titel als Hochadlige von Irland.
1801 wurde Irland ein Teil des Vereinigten Königreichs. Die Republik Irland erkannte die Adelstitel nicht an.
Schottland[]
Die ältesten Grafschaften in Schottland (mit Ausnahme der Grafschaft von Dunbar und March) entstammten dem Amt des Mormaer, wie zum Beispiel dem Mormaer of Fife. Spätere Grafschaften wurden nach diesem Vorbild geschaffen. Der Unterschied war, dass ein schottisches Earldom als Lehen des Königs gewährt wurde, während ein Mormaer unabhängig war.
Der Titel des Earl wurde vermutlich von dem anglophilen David I von Schottland geschaffen. Während die Macht der Earls in England nach der Normannischen Eroberung fortgeschwemmt wurde, behielten die Earls in Schottland ihre Macht.
Wie in England verlor der Titel in Schottland über die Jahrhunderte die Verbindung zu dem ursprünglichen Amt, und spätere Könige begannen, den Titel ohne das Amt zu verleihen, sogar ohne zugehörige Ländereien. Im 16. Jh. gab es Earls von Städten, Dörfern und sogar von einzelnen Häusern. Es war ein Titel geworden, der einen Status anzeigte. Nach dem Jakobineraufstand 1746 wurde die Macht der noch existierenden Grafschaften den Sheriffs unterstellt, heute ist Earl nur noch ein Adelsrang.
Wales[]
Die wichtigsten Earls in der walisischen Geschichte waren jene aus Westengland. Da die Waliser während der normannischen Eroberung von England größtenteils unabhängig blieben, ermutigte der König die mächtigeren englischen Earls, dort einzufallen und Pufferstaaten zu erschaffen, die als autonome Grafschaften existierten. Diese Marcher Lords waren die Earls of Chester, Gloucester, Hereford, Pembroke und Shrewsbury (English Earls of March).
Earldoms in England[]
Vor 1066[]
- Earl of Northumbria
- Earl of East Anglia
- Earl of Wessex
- Earl of Kent
- Earl of Mercia
- Earl of Hereford
- Earl of Huntingdon
- Earl of Northampton
1066-1707[]
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Earls von Schottland 1072-1707[]
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Earl in Großbritannien (1707-1801)[]
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Earls von Irland 1205-1831[]
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Earls im Vereinigten Königreich 1801 bis jetzt[]
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