Der Canterbury-York-Disput war ein langwieriger Konflikt zwischen den Erzdiözesen von Canterbury und York im mittelalterlichen England. Er begann kurz nach der Normannischen Eroberung von England im Jahr 1066. Der Konflikt handelte davon, ob der Erzbischof von Canterbury die Gerichtsbarkeit oder den Vorsitz über den Erzbischof von York haben sollte. Er wurde schließlich 1127 beigelegt mit dem Beschluss, dass York sich Canterbury nicht unterwerfen musste.
Geschichte[]
Ursprung des Streits[]
Der Hauptgrund des Streits war, dass die Erzbischöfe von Canterbury, die nach der Normannischen Eroberung eingesetzt wurden, ihre Vorherrschaft über die Provinz York ausüben wollten. Canterbury führte Quellen an, um seinen Anspruch zu unterstützen, darunter auch Bedas Historia ecclesiastica gentis Anglorum, die mehrere Male Canterbury einen Vorrang gegenüber York und der gesamten Kirchenhierarchie der Britischen Inseln behaupten lässt. [1] [2] Es begann mit Lanfranc, dem ersten normannischen Erzbischof von Canterbury und führte zu einem nicht endenden Streit zwischen den beiden Erzdiözesen über Ansehen und Status. Der Historiker David Carpenter sagt, Lanfrancs Handlungen "zogen seine Nachfolger in einen Sumpf, und schwächten tatsächlich die Kirchendisziplin und die Einigkeit des Königreichs, statt sie zu stärken". Carpenter argumentiert weiterhin, "es wurde für die beiden Erzbischöfe in späteren Jahrhunderten unmöglich, einander zu treffen, aufgrund Streitigkeiten über den Status". [3]
Was den Streit noch förderte waren die beiden Domkapitel, die ihre jeweiligen Erzbischöfe dazu ermutigten, den Streit fortzuführen. Zusätzlich dazu hatte Canterbury ein Mönchs-Kapitel, während York säkularen Klerus in Form von Kanonikern besaß, was den Streit durch die Rivalität zwischen Mönchen und Kanonikern noch anfachte. Ein weiteres Problem war der Investiturstreit in England, der etwa zur gleichen Zeit stattfand und die gleichen Personen betraf. Die Könige von England, die eine Entscheidung hätten erzwingen können, waren jedoch mit anderen Angelegenheiten beschäftigt und zwiegespalten bezüglich Canterburys Ansprüchen, was eine potentielle Möglichkeit zur Lösung des Streits wegfallen ließ. [1] Zeitweise unterstützten die Könige den Anspruch von Canterbury, um den Norden von England von Aufständen abzuhalten, [4] in anderen Momenten befanden die Könige sich jedoch auch im Streit mit Canterbury. [1]
Die Päpste, die oftmals aufgerufen wurden, den Streit zu lösen, hatten ihre eigenen Sorgen betreffend der Gewährung einer Vorrangstellung und wollten nicht tatsächlich zugunsten von Canterbury entscheiden. Die treibende Kraft hinter Canterbury waren vor allem Lanfranc und Anselm von Canterbury, die beide großes Ansehen innerhalb der Kirche hatten, und daher wäre es nicht einfach für den Papst, gegen sie oder ihre Position zu entscheiden. Als Anselm jedoch nicht mehr im Amt war, begannen die Päpste sich mehr an die Seite von York zustellen und mehr zugunsten einer endgültigen Entscheidung zu streben. [1]
Unter den normannischen Königen[]
Unter Lanfranc[]
Der Streit begann während der Amtszeit von Lanfranc von Canterbury, der einen Gefolgschaftseid verlangte, nicht nur von den Bischöfen, die traditionell der Erzdiözese Canterbury unterstellt waren, sondern auch vom Erzbischof von York. Dies geschah kurz nach Lanfrancs eigener Weihung, als König Wilhelm I von England vorschlug, dass Lanfranc den neuen Erzbischof von York. Thomas von Bayeux, weihen sollte. Lanfranc forderte, dass Thomas ihm Gehorsam schwören sollte, bevor er ihn weihte, und Thomas weigerte sich, gab jedoch schließlich nach. Der genaue Wortlaut des Eides ist umstritten, wobei Canterbury behauptete, dass er bedingungslos geleistet wurde, während York erklärte, es wäre nur eine persönliche Unterwerfung an Lanfranc gewesen und beinhaltete nicht die tatsächlichen Ämter von York und Canterbury. [1] Als Thomas und Lanfranc 1071 Rom besuchten, brachte Thomas die Angelegenheit vor und beanspruchte zusätzlich dazu drei der Diözesen, die Canterbury unterstanden: Lichfield, Dorchester und Worcester. Papst Alexander II verwies die Angelegenheit zurück nach England, um dort von einem Konzil unter einem päpstlichen Legaten gelöst zu werden. dieses Konzil fand im April 1072 in Winchester statt und Lanfranc war siegreich in beiden Angelegenheiten. [5] Dies wurde im Accord of Winchester aufgezeichnet und die Anwesenden unterzeichneten mit ihren Namen. [6] Die päpstliche Bestätigung der Entscheidung erstreckte sich jedoch nicht auf Lanfrancs Nachfolger, [7] und war tatsächlich niemals eine vollständige Bestätigung der Entscheidung des Konzils. [8] Lanfranc hatte die Unterstützung von König Wilhelm I bei dem Konzil. [1] Thomas wurde entschädigt, indem er Autorität über die schottischen Bischöfe erhielt, was ein Versuch war, York genug Suffraganbischöfe zu geben, um es den Erzbischöfen von York zu ermöglichen, sich ohne die Hilfe von Canterbury weihen zu lassen. Eine Erzbischöfliche Weihung erforderte drei Bischöfe und nachdem Yorks Ansprüche auf Lichfield, Dorchester und Worcester abgelehnt worden waren, hatte York nur die Diözese von Durham. [9]
Warum genau Lanfranc sich entschied, den Anspruch der Vorherrschaft über York durchzusetzen, ist nicht bekannt. Einige Historiker - darunter Frank Barlow - haben spekuliert, dass es daran lag, dass Thomas ein Schüler von Odo von Bayeux war, einer von Lanfrancs Rivalen in der englischen Kirche. Eine weitere Möglichkeit ist, dass Lanfranc Autorität über die nördlichen Provinzen von Britannien ausüben wollte, um seine eigenen reformerischen Absichten zu unterstützen. Lanfranc war sicherlich beeinflusst von seinem Domkapitel in Canterbury, das seine Ehre zurückerlangen wollte, die unter Lanfrancs Vorgänger Stigand verloren gegangen war. York hatte niemals eine Vormachtstellung gehabt und basierte seine Argumente auf dem generellen Prinzip, dass Vorrangstellungen unrichtig wären. Während Canterbury in der angelsächsischen Zeit angesehener gewesen war als York, hatte es tatsächlich niemals eine gerichtliche Vorherrschaft besessen. [1] Ein weiterer Einfluss war vermutlich Lanfrancs klösterliche Herkunft, weil er daher das Gefühl hatte, dass die kirchliche Struktur die klösterliche absolute Gehorsamkeit gegenüber einem Vorgesetzten widerspiegeln sollte. Einer der größten Einflüsse waren wahrscheinlich auch die sogenannten Falschen Dekretalien, eine Sammlung von Anordnungen und religiösen Vorschriften aus dem 9. Jahrhundert, die Kirchenprimaten als das Äquivalent zu Patriarchen erwähnt und sie in der Hierarchie zwischen dem Papst und den Metropolitbischöfen [10] platziert. [11]
As Lanfranc versuchte, schriftliche Beweise zu finden, um Yorks Weigerung anzufechten, wurde entdeckt, dass keine ausdrückliche schriftliche Erklärung eines solchen Vorrangs existierte. Dies beinhaltete die Nutzung von Briefen von Papst Gregor I, die in Bedas Historia wiederholt wurden, doch eine Komplikation war, dass Gregors Plan für die Gregorianische Mission beinhaltet hatte, dass die südliche Provinz von London und nicht Canterbury aus basiert wäre. Es gab dokumentierte Beweise des Papstes, die besagten, dass Canterbury einen Vorsitz über die Insel hatte, diese datierten aber aus der Zeit, bevor York zum Erzbischofssitz erhoben worden war. [1] Während des Konzils von Winchester 1072 wurden päpstliche Briefe vorgebracht, die vielleicht oder vielleicht auch nicht Fälschungen waren. Margaret Gibson, argumentiert, dass sie bereits existierten, bevor Lanfranc sie benutzte. Richard Southern ist der Meinung, dass die Aussagen über die Vorrangstellung in die echten päpstlichen Brief eingeführt wurden. Die meisten Historiker sind sich allerdings einig, dass Lanfranc nichts mit den Fälschungen zu tun hatte, egal wie sie zustande gekommen sind. [5]
König Wilhelm I unterstützte Lanfranc in dem Streit, möglicherweise weil er das Gefühl hatte, dass es wichtig für sein Königreich war, dass es von einer erzbischöflichen Provinz repräsentiert wurde, und dies würde am besten erreicht werden, indem man den Vorrang von Canterbury unterstützte. Bevor er England eroberte, hatte Wilhelm das Herzogtum Normandie regiert, das mit der Erzdiözese von Rouen übereinstimmte, und die Einfachheit der Kontrolle, die dies den Herzögen der Normandie erlaubte, war möglicherweise ein starker Einfluss auf Wilhelms Unterstützung für Canterburys Behauptungen. Ein weiterer Grund war, dass 1070-72 der Norden von England, in dem York sich befand, noch immer nicht vollständig befriedet war und die Unabhängigkeit von York hätte vielleicht dazu geführt, dass York einen anderen König krönte. [8]
Nach Lanfrancs Tod 1089 behauptete Thomas, Erzbischof von York, dass sein Gelübde verfiel und während der langen Vakanz in Canterbury nach Lanfrancs Tod vollzog Thomas die meisten erzbischöflichen Funktionen in England. [1]
Unter Anselm[]
Als Anselm nach der langen Vakanz, die von 1089 bis 1093 andauerte, zum neuen Erzbischof von Canterbury ernannt wurde, war das einzige Aufflammen des Disputs ein Streit bei Anselms Weihung am 4. Dezember 1093 über den genauen Titel, der während der Zeremonie benutzt werden sollte. [12] Der Streit wurde schnell beigelegt, der genaue Titel, der schlussendlich benutzt wurde, ist nicht bekannt, denn die beiden Hauptquellen geben unterschiedliche Informationen darüber. Eadmer, Anselms Biograph und Parteigänger von Canterbury erklärt, dass der Titel, auf den man sich geeinigt hatte, "Primat von ganz Britannien" war. Hugh the Chanter, ein Chronist aus York und Parteigänger dieser Diözese, erklärt, der Titel wäre "Metropolit von Canterbury" gewesen. [13] Bis zur Thronbesteigung von Heinrich I 1100 war Anselm mit anderen Streiten mit König Wilhelm II Rufus beschäftigt, um sich um den Streit mit York zu kümmern. [12]
Während seiner Zeit als Erzbischof wurde der Streit über den Vorsitz das Zentrum von Anselms Plänen. Eadmer machte den Streit zum Mittelpunkt seines Werkes, der Historia Novum, so wie Hugh the Chanter in seiner History of the Church of York. [14]
1102 versuchte Papst Paschalis II mitten im Investiturstreit die Probleme zu lösen, indem er Anselm einen Vorsitz gewährte, jedoch nur ihm persönlich, nicht seinen Nachfolgern. Weiterhin bedeutete dies auch nicht, dass York Untertan von Canterbury war. Anselm hielt daraufhin im September 1102 ein Konzil in Westminster ab, an dem auch Gerard teilnahm, der neue Erzbischof von York. Laut Hugh the Chanter war Anselms Stuhl höher gestellt als der von Gerard, was dazu führte, dass Gerard Stühle umtrat und sich weigerte, sich zu setzen, bis sein eigener Stuhl ebenso hoch war wie der von Anselm. Ende des gleichen Jahres schrieb der Papst an Gerard, tadelte ihn und befahl ihm, Anselm den Eid zu schwören. [13]
Gerard starb im März 1108 und sein Nachfolger Thomas II wurde innerhalb von sechs Tagen ernannt. Thomas verzögerte seine Reise nach Canterbury, wo er geweiht werden sollte, weil sein Domkapitel Druck auf ihn ausübte und er wusste, dass Anselm bei schlechter Gesundheit war, was ihn glauben ließ, dass er vielleicht einfach nur auf dessen Tod warten musste. Thomas erklärte Anselm, dass sein Domkapitel ihm einen Gehorsamseid verboten hätte, und dies wurde von den Kanonikern selbst bestätigt, die Anselm schrieben und Thomas Worte bestätigten. Obwohl Anselm starb, bevor Thomas sich ihm unterworfen hatte, befahl einer der letzten Briefe von Anselm Thomas, sich nicht weihen zu lassen, bevor er Gehorsam geschworen hatte. Nach Anselms Tod drängte der König Thomas, einen schriftlichen Gehorsamseid vorzulegen, was er schlussendlich auch tat. Das ursprüngliche Dokument ist verschwunden und Eadmer und Hugh the Chanter unterscheiden sich bezüglich des genauen Wortlauts: Eadmer behauptet, der Eid wurde gegenüber Canterbury und allen nachfolgenden Erzbischöfen geleistet, während Hugh behauptet, dass Thomas den Eid einschränkte, indem er klar stellte, dass er die Rechte der Kirche von York nicht beeinflussten konnte. [13]
Unter Thurstan[]
Während der Amtszeit von Erzbischof Thurstan von York zwischen 1114 und 1140 flammte der Streit erneut auf und Thurstan wandte sich an den Papst, was Ralph d'Escures, Erzbischof von Canterbury mit Informationen von Beda und gefälschten Dokumenten konterte. Der Papst glaubte den Fälschungen nicht, aber der Streit ging dennoch einige Jahre weiter. [15] Kurz nach Thurstans Wahl 1114 weigerte sich Ralph, ihn zu weihen, bevor er nicht einen schriftlichen Gehorsamseid erhielt. Thurstan weigerte sich und versicherte seinem Domkapitel, dass er sich nicht Canterbury unterwerfen würde. York basierte seinen Anspruch auf der Tatsache, dass kein Metropolitenbischof oder Erzbischof keinem anderen als dem Papst Gefolgschaft schwören konnte, was ihm die Unterstützung des Papstes garantierte. König Heinrich I weigerte sich jedoch, Thurstan die Erlaubnis zu erteilen, sich an den Papst zu wenden, was den Streit zwei Jahre lang im Schwebezustand ließ. Heinrich scheint es nicht gekümmert zu haben, wer den Streit gewinnen würde und verzögerte möglicherweise die Lösung des Konflikts, weil er hoffte, dass Ralph und Thurstan von sich aus zu einem Kompromiss kommen würden, was Heinrich nicht dazu bringen würde, sich einen von beiden zum Feind zu machen. [14]
Der Druck stieg jedoch und Heinrich berief im Frühling 1116 ein Konzil ein und befahl, dass Thurstan bei seiner Ankunft Canterbury Gehorsam schwören musste. Falls Thurstan dies nicht täte, drohte Heinrich ihn aus dem Amt zu entfernen. Doch auf seinem Weg zum Konzil erhielt Thurstan einen Brief vom Papst, der Thurstans Weihung ohne jeden Eid befahl. Obwohl Thurstan nicht enthüllte, dass der Papst seine Weihung befohlen hatte, weigerte er sich weiterhin, einen Eid zu schwören und legte sein Amt in Anwesenheit des Königs und des Konzils nieder. Der Papst, das Domkapitel von York und sogar König Heinrich sahen ihn jedoch weiterhin als gewählten Erzbischof an. 1117 versuchte Ralph Papst Paschalis II zu besuchen und den Streit mit ihm zu besprechen, konnte den Papst jedoch nicht treffen und sicherte sich nur einen vagen Brief, der Canterburys bestehende Privilegien bestätigte. Der Brief war jedoch nutzlos, da er nicht genau erklärte, was diese Privilegien waren. [14]
Ralph und Thurstan nahmen im Oktober 1119 am Konzil von Reims teil, das von Papst Calixt II einberufen worden war. Obwohl die Quellen von Canterbury erklären, dass Thurstan König Heinrich versprach, dass er seine Weihung bei dem Konzil verweigern würde, bestreiten yorkische Quellen ein solches Versprechen. Calixt weihte Thurstan direkt zu Beginn des Konzils, was Heinrich verärgerte und ihn dazu brachte, Thurstan aus England und der Normandie zu verbannen. Obwohl der König und der Papst sich im November 1119 trafen und über Thurstans Status verhandelten, führte dies zu nichts, und Calixt gab Thurstan im März 1120 zwei päpstliche Bullen. [14] Die erste mit dem Namen Caritatis Bonum befreite York von den Ansprüchen von Canterbury; das ursprüngliche Dokument ist verloren gegangen, [4] weshalb es einige Befürchtungen gab, dass das erhalten gebliebene Dokument möglicherweise nicht authentisch ist, doch mehrere Historiker, darunter Martin Brett und Mary Cheney, argumentierten, dass es authentisch ist. Die zweite Bulle war die Androhung eines Interdikts für England, falls Thurstan nicht nach York zurückkehren durfte. Nach einigen diplomatischen Bemühungen erhielt Thurstan die Erlaubnis, in sein Amt zurückzukehren. [14] Calixts Bullen erlaubten es auch jedem zukünftigen Erzbischof von York, sich von ihren Suffraganbischöfen weihen zu lassen, falls der Erzbischof von Canterbury sich weigerte. [11]
1123 weigerte sich der neu geweihte Erzbischof von Canterbury, William of Corbeil, sich von Thurstan weihen zu lassen, solange Thurstan in die Zeremonie nicht das Eingeständnis einfließen lassen würde, dass Canterbury Primat von Britannien war. Als Thurstan sich weigerte, wurde William von drei seiner eigenen Bischöfe geweiht. [14] Willam reiste daraufhin nach Rom, um die Bestätigung seiner Wahl einzuholen, die umstritten war. [16] Thurstan reiste ebenfalls nach Rom, da beide Erzbischöfe zu einem päpstlichen Konzil einberufen worden waren, und kamen beide zu spät, um daran teilzunehmen. Thurstan erschien kurz vor William. [14] In Rom präsentierten William und seine Berater Dokumente vor der päpstlichen Kurie, die ihren Behauptungen zufolge Canterburys Vorrang bewiesen. Die Kardinäle und die Kurie erklärten die Dokumente jedoch zu Fälschungen. Was die Kardinäle davon überzeugte, war die Abwesenheit von päpstlichen Bullen unter den neun vorgelegten Dokumenten, was die Gruppe aus Canterbury damit zu erklären versuchte, dass die Bullen "zerfallen oder verloren gegangen waren". Hugh the Chanter behauptete, dass die Kardinäle bei dieser Erklärung lachten und sich über die Dokumente lustig machten, "indem sie sagten, wie wundersam es wäre, dass Blei zerfallen sollte oder verloren gegangen wäre, und Pergament erhalten bliebe" (päpstliche Bullen bestehen aus Blei und werden an päpstliche Kommunikationen angefügt, sie tragen ein eingeprägtes Siegel). Hugh berichtet weiterhin, dass die Versuche der Gruppe aus Canterbury, sich die Zustimmung durch Bestechung zu sichern, ebenfalls fehl schlugen. [16]
Papst Honorius II entschied 1126 zugunsten von York, nachdem er die Dokumente und den von Canterbury präsentierten Fall nicht überzeugend gefunden hatte. [17] Im Winter 1126-7 wurde der Versuch zu einem Kompromiss unternommen, wobei Canterbury zustimmte, die Jurisdiktion über die Diözesen Chester, Bangor und St. Asaph an York abzugeben um Austausch für die Unterwerfung von York gegenüber Canterbury. Dieser Versuch schlug fehl, als William of Corbeil nach Rom kam und dem Papst erklärte, dass er der Abgabe von St. Asaph nicht zugestimmt hatte. Dies war der letzte versuch von William, sich einen Gehorsamseid von Thurstan zu sichern, [9] denn ein Kompromiss wurde bezüglich des Hauptstreits geschlossen, indem man William zum päpstlichen Legaten machte, was ihm automatisch den Vorsitz verschaffte, ohne dass der Papst Canterbury tatsächlich den Vorsitz zusprechen musste. [1] Dieses Amt als Päpstlicher Legat deckte nicht nur England sondern auch Schottland ab. [16]
Es kam zu einem kleinen Aufflammen des Streits im Jahr 1127, als William of Corbeil sich dagegen stellte, dass Thurstan sich sein erzbischöfliches Kreuz in Prozessionen vorantragen ließ, während er sich in der Provinz Canterbury befand. William war außerdem dagegen, dass Thurstan an der zeremoniellen Krönung des Königs am königlichen Hof teilnahm. Thurstan wandte sich an Rom und Honorius schrieb einen stark kritisierenden Brief an William, in dem er erklärte, dass William für seine Handlungen bestraft werden würde, wenn Thurstans Bericht wahr wäre. Thurstan reiste daraufhin nach Rom, wo er sich eine neue Entscheidung des Papstes sicherte. Eine gab demjenigen den Vorrang, der zuerst geweiht worden war. Eine weitere erlaubte dem Erzbischof das Vorantragen des Kreuzes, wenn er sich in der Provinz Canterbury befand. [18]
Auswirkungen des ersten Streits[]
Der Haupteinfluss des ersten Streits war die Steigerung der Einsprüche beim Papst, um das Problem zu lösen. Dies war Teil eines generellen Trends, die Unterstützung und Lösung durch den Papst anstatt an den königlichen Höfen zu suchen, der während der Herrschaft von Wilhelm II Rufus und Heinrich I wuchs. Wichtig war auch der Antrieb, den der Streit den Bemühungen von York und Canterbury gab, ihre Gerichtsbarkeit über Schottland, Wales und Irland auszuüben. [9] Nach der Beilegung der Angelegenheit bezüglich des Gehorsams wandte sich der Streit anderen, weniger wichtigen Angelegenheiten zu, wie beispielsweise der, wie die Stühle der beiden Erzbischöfe arrangiert werden sollten, wenn sie zusammen waren, und das Recht, ob jeder von ihnen in der Provinz des anderen sein erzbischöfliches Kreuz tragen durfte. [4]
Unter Stephen[]
Unter König Stephen kam der Streit während dem Konzil von Reims 1148 kurz wieder auf. [19] Theobald von Bec, der während einem Großteil von Stephens Herrschaft Erzbischof von Canterbury war, nahm an dem Konzil teil, und als der kurz zuvor gewählte Erzbischof von York, Henry Murdac, nicht erschien, beanspruchte Theobald bei einer der frühen Sitzungen des Konzils den Vorsitz über York. Da Murdac ein Zisterzienser war, so wie auch der damalige Papst Eugen III, der das Konzil einberufen hatte, wurde nichts bezüglich Canterburys Anspruch unternommen. Eugen vertagte jede Entscheidung, bis Murdac sich in seiner Diözese eingerichtet hatte. [20]
Größtenteils war Theobald jedoch nicht daran interessiert, den Streit wieder aufkommen zu lassen, wie sich bei seiner Weihung des neu gewählten Roger de Pont L'Évêque in York 1154 zeigt. Theobald führte die Weihung auf Rogers Bitte als Päpstlicher Legat durch, nicht als Erzbischof, und vermied damit die Frage eines Gehorsamseids. [20]
Streitigkeiten unter Heinrich II[]
Während der Zeit von Thomas Becket als Erzbischof von Canterbury kam der Streit wieder auf, mit der zusätzlichen Komplikation durch einen Versuch von Gilbert Foliot, Bischof von London, seine Diözese zum Erzbischofssitz erheben zu lassen; ein Anspruch, den er auf dem alten gregorianischen Plan für London als Sitz der südlichen Provinz basierte. Foliot war ein Gegner von Becket und dies fachte den Streit an, so wie auch Beckets Amt als Päpstlicher Legat, was York eindeutig ausschloss. Als Roger de Pont L'Évêque, der Erzbischof von York, Heinrich den Jüngeren 1170 zum König krönte, förderte dies den Streit ebenfalls, da es Canterburys Privileg war, die Könige von England zu krönen. [17]
Das erste Anzeichen für ein neues Aufkommen des Streits war beim Konzil von Tours, das 1163 von Papst Alexander III einberufen wurde. Während ihrer Anwesenheit dort stritten sich Roger und Becket über die Anordnung ihrer Sitze im Konzil. Roger argumentierte, dass, basierend auf dem Plan von Gregor I, der Vorsitz an den Erzbischof gehen sollte, der zuerst geweiht worden war, und er daher das Recht auf den ehrenvolleren Platz im Konzil hätte. Schlussendlich platzierte Alexander beide unter gleichen Bedingungen, [19] aber nicht bevor das Konzil drei Tage damit verbracht hatte, den Behauptungen und Gegenbehauptungen zuzuhören, sowie Rogers vollständiger Erzählung des Streits. [2] 1164 machte Alexander zum päpstlichen Legaten, schloss Becket aber aus seiner Gerichtsbarkeit aus. Der Papst lehnte es jedoch ab, dass Canterbury den Vorsitz in England hatte. Alexander bestätigte am 8. April 1166 Canterburys Vorsitz, dies wurde jedoch weniger wichtig, als die Gewährung des Titels des päpstlichen Legaten am 24. April für Becket. Dieser Titel erstreckte sich jedoch nicht auf die Diözese von York, die eindeutig ausgenommen wurde. [19]
Während der Herrschaft von Heinrich II nahm der Streit eine neue Form an, betreffend der Rechte jedes Erzbischofs, ihr erzbischöfliches Kreuz durch das Königreich zu tragen, nicht nur in ihrer eigenen Provinz. Während der Vakanz zwischen dem Tod von Theobald von Bec und der Ernennung von Thomas Becket hatte Roger sich die päpstliche Erlaubnis eingeholt, sein Kreuz überall in England zu tragen. Als die Kontroverse um Becket wuchs, bat Papst Alexander Roger jedoch, dies zu unterlassen, um das Gerangel zu beenden, das dadurch entstanden war, weil Roger sein Kreuz überall getragen hatte. Alexander nahm das Privileg schnell zurück und behauptete, es wäre fälschlicherweise gewährt worden. [21] Der Streit ging während der Herrschaft von Richard I zwischen Hubert Walter, Erzbischof von Canterbury, und Geoffrey, Erzbischof von York weiter, als sich beide Erzbischöfe in der Diözese des anderen ihre erzbischöflichen Kreuze vorantragen ließen, was wütende Anschuldigungen auslöste. Schlussendlich versuchten beide Erzbischöfe, sich eine Entscheidung von Richard zu sichern, doch Richard lehnte dies ab und erklärte, dass dies eine Angelegenheit war, die vom Papst gelöst werden musste. Es wurde jedoch bis zum 14. Jahrhundert keine endgültige Entscheidung getroffen. [22]
Die Päpste, die zwar weiterhin die Erzbischöfe von Canterbury zu päpstlichen Legaten machten, begannen nach 1162, die Diözese von York eindeutig davon auszunehmen. Die einzige Ausnahme stammt vom Ende des 12. Jahrhunderts, zur Zeit von Hubert Walter als päpstlicher Legat 1195, was ganz England abdeckte. Diese Ausnahme stammte jedoch von der Abneigung von Papst Coelestin III gegenüber Geoffrey, Erzbischof von York. [16]
Anmerkungen[]
- ↑ 1,00 1,01 1,02 1,03 1,04 1,05 1,06 1,07 1,08 1,09 Barlow, Frank (1979). The English Church 1066–1154: A History of the Anglo-Norman Church
- ↑ 2,0 2,1 Bartlett, Robert (2000). England Under the Norman and Angevin Kings: 1075–1225
- ↑ Carpenter, David (2004). The Struggle for Mastery: The Penguin History of Britain 1066–1284
- ↑ 4,0 4,1 4,2 Cheney, Mary (October 1980). "Some Observations on a Papal Privilege of 1120 for the Archbishops of York". Journal of Ecclesiastical History
- ↑ 5,0 5,1 Blumenthal, Uta-Renate (1988). The Investiture Controversy: Church and Monarchy from the Ninth to the Twelfth Century
- ↑ Stenton, Frank Anglo-Saxon England
- ↑ Bates, David (2001). William the Conqueror
- ↑ 8,0 8,1 Douglas, David C. (1964). William the Conqueror: The Norman Impact Upon England
- ↑ 9,0 9,1 9,2 Brett, M. (1975). The English Church Under Henry I
- ↑ Ein Metropolit ist ein Bischof, dem mehrere Bischöfe unterstehen.
- ↑ 11,0 11,1 Delivré, Fabrice (July 2008). "The Foundations of Primatial Claims in the Western Church (Eleventh-Thirteenth Centuries)". Journal of Ecclesiastical History
- ↑ 12,0 12,1 Barlow, Frank (1983). William Rufus
- ↑ 13,0 13,1 13,2 Vaughn, Sally N. (1987). Anselm of Bec and Robert of Meulan: The Innocence of the Dove and the Wisdom of the Serpent
- ↑ 14,0 14,1 14,2 14,3 14,4 14,5 14,6 Hollister, C. Warren (2001). Frost, Amanda Clark (ed.). Henry I
- ↑ Loyn, H. R. (2000). The English Church, 940–1154
- ↑ 16,0 16,1 16,2 16,3 Robinson, I. S. (1990). The Papacy 1073–1198: Continuity and Innovation
- ↑ 17,0 17,1 Duggan, Charles (1965). "From the Conquest to the Death of John". In Lawrence, C. H. (ed.). The English Church and the Papacy in the Middle Ages
- ↑ Bethell, Denis (October 1968). "William of Corbeil and the Canterbury-York Dispute". Journal of Ecclesiastical History
- ↑ 19,0 19,1 19,2 Barlow, Frank (1986). Thomas Becket
- ↑ 20,0 20,1 Saltman, Avrom (1956). Theobald: Archbishop of Canterbury
- ↑ Warren, W. L. (1973). Henry II
- ↑ Young, Charles R. (1968). Hubert Walter: Lord of Canterbury and Lord of England