Procopius Anthemius war Weströmischer Kaiser von 467 bis 472.
Er war wahrscheinlich der letzte fähige Weströmische Kaiser und versuchte die beiden hauptsächlich militärischen Herausforderungen zu lösen, denen sich die Überreste des Weströmischen Imperiums zu seiner Zeit gegenüber sahen: die Visigoten unter Eurich, deren Gebiet sich inzwischen bis zu den Pyrenäen spannte, und die bis dahin unbesiegten Vandalen unter Geiserich, die die unumstrittene Kontrolle über Nordafrika besaßen. Anthemius wurde schlussendlich von Ricimer getötet, seinem eigenen General von gotischer Herkunft, der mit ihm um die Macht stritt.
Geschichte[]
Anthemius stammte aus einer einflussreichen römischen Familie und hatte gute Beziehungen zum Oströmischen Kaiser Marcian, mit dessen Tochter er verheiratet war. Historiker spekulieren, dass die verschiedenen Beförderungen und Begünstigungen sowie diese Ehe ein Zeichen dafür waren, dass Marcian geplant hatte, Anthemius offiziell zu einem Kandidaten für den Ost- oder Weströmischen Thron zu erklären, doch der Oströmische Kaiser starb im Januar 457, bevor er seinen eigenen Nachfolger ernennen konnte, oder den Nachfolger für den von ihm abgesetzten weströmischen Kaiser Avitus.
Es gab jetzt keinen Kaiser für beide Reiche und die Macht lag bei den westlichen Generälen Ricimer und Majorian und dem östlichen Magister militum, dem Alanen Aspar. Aspar konnte aufgrund seiner barbarischen Herkunft nicht der neue Oströmische Kaiser werden und stellte sich gegen Anthemius, der aufgrund seines hohen Ansehens vermutlich schnell unabhängig geworden wäre, wählte er Leo, einen niedrig-rangigen Offizier. Ricimer war ebenfalls barbarischer Herkunft und im Westen wurde daher Majorian der neue Kaiser. [1] Anthemius wurde der neue Magister militum und seine Aufgabe war es, das Reich gegen die vordrängenden Barbaren zu verteidigen.
In den folgenden Jahren lies Ricimer Majorian absetzen und Libius Severus wurde sein Nachfolger als Weströmischer Kaiser, starb jedoch 465. Inzwischen waren die Vandalen unter König Geiserich in Italien eingefallen und Geiserich plante, Olybrius auf den Thron zu bringen, der mit ihm verwandt war und verheiratet mit der Tochter von Kaiser Valentinian III (Geiserichs Sohn hatte die andere Tochter geheiratet). Leo I, der Oströmische Kaiser, wollte die Vandalen so weit entfernt von der west-kaiserlichen Hauptstadt Ravenna halten wie nur möglich, und Geiserich begann ihn unter Druck zu setzen.
Leo I und Ricimer einigten sich schließlich auf einen neuen Kandidaten und am 25. März 467 wurde Anthemius zum Weströmischen Kaiser erklärt. Leo erreichte damit gleich drei Ziele: er konnte Geiserichs Versuch der Machtergreifung durch einen Marionettenherrscher verhindern, einen erfahrenen und fähigen Mann auf den Weströmischen Thron setzen und einen erprobten General mit einer Armee nach Italien in den Kampf gegen die Vandalen Schicken.
Die Beziehung von Anthemius und Leo blieb in den folgenden Jahren gut. Beide verheirateten ihre Kinder mit einander (Anthemius' Sohn und Leos Tochter). Weiterhin verheiratete Anthemius seine Tochter Alypia mit Ricimer, der inzwischen sein Magister militum und ein sehr mächtiger Mann war. Alypia soll ihren Mann nicht gemocht haben, da er ein Barbar war. [2]
Anthemius' größtes Problem waren die Vandalen, der Kampf gegen sie hielt lange an. Schlussendlich, nach mehreren fehlgeschlagenen Versuchen, entschied Leo I sich für einen Friedensvertrag mit Geiserich und Anthemius verlor seine Verbündeten und musste den Versuch aufgeben, Afrika von den Barbaren zurück zu erobern. Er entschloss sich, sich jetzt um die Provinzen seines Reiches zu kümmern, die von den Visigoten angegriffen wurden.
Sein erstes Ziel war es, Gallien von den Visigoten unter König Eurich zurück zu erobern, dessen Einflussbereich einige kaiserliche Provinzen vom Rest des Imperiums abtrennte. Im Jahr 470 rekrutierte Anthemius dazu Britonen aus Britannien oder Armorica, um gegen Eurich zu kämpfen. [3] [2] Die Britonen unter König Riothamus waren anfänglich erfolgreich und konnten Bourges erobern, doch als sie in den Kern des Visigotenreichs vorstießen, wurden sie vom Feind besiegt und Riothamus war gezwungen, zu den Burgundern zu fliehen, die mit den Römern verbündet waren. [4] [5] Anthemius' versuch, die Angelegenheit selbst zu lösen, schlug ebenfalls fehl, als seine Generäle von Eurich besiegt und getötet wurden. [3]
Seine erfolglosen Versuche, das Reich zusammen zu halten und die Tatsache, dass Anthemius aus dem Oströmischen Teil des Imperiums stammte und für einen Heiden gehalten wurde, brachten ihm auch Gegner im Inneren ein. Anthemius versuchte, sich mehr Anhänger zu schaffen, indem er die oströmische Praxis einführte, sogar Zivilisten in den Rang von Patriziern zu erheben und Gallier zu Senatoren zu ernennen.
Der wichtigste Mann an seinem Hof war immer noch Ricimer, der schon zuvor das Schicksal verschiedener Kaiser bestimmt hatte: er war für die Absetzung von Avius und Majorian verantwortlich und hatte die Wahl beeinflusst, die Libius Severus zum Kaiser machte, sowie auch die, die Anthemius auf den Thron gebracht hatte. Trotzdem und auch trotz Ricimers Hochzeit mit Anthemius' Tochter hatten beide keine gute Beziehung zu einander. Der Wendepunkt, der Ricimer schließlich dazu brachte, sich gegen Anthemius zu erheben, war die Verurteilung von Romanus, einem italienischen Senator, zum Tode wegen Verrats: Ricimer war einer seiner Unterstützer gewesen. [6] [7]
Mit 6000 Mann, die anfänglich für den Kampf gegen die Vandalen gedacht waren, zog Ricimer gegen Anthemius und es kam zu einigen Kämpfen, bis beide einen einjährigen Waffenstillstand unterzeichneten, nachdem sich Bischof Epiphanius von Pavia eingemischt hatte. [8] 472 flammten die Kämpfe wieder auf und Anthemius floh unter dem Vorwand, krank zu sein, in die Basilica St. Peter. Der Oströmische Kaiser Leo wollte zwischen ihnen Verhandeln und schickte Olybrius, um diese Verhandlung zu führen, ließ Anthemius aber gleichzeitig einen geheimen Brief mit dem Befehl, Olybrius zu töten, zukommen, der von Ricimer abgefangen wurde. Er zeigte ihn Olybrius, der sich daraufhin auf seine Seite stellte, und erklärte ihn zum neuen Weströmischen Kaiser. [9]
Es kam zum offenen Krieg. Anthemius und der Adel und die Bevölkerung von Rom gegen den gotischen Ricimer und die barbarischen Teile der Armee, zu denen auch Männer des späteren Königs von Italien, Odoaker, gehörten. Anthemius und seine Anhänger wurden in den folgenden fünf Monaten in Rom belagert. [7] Beide Seiten versuchten die Armee in Gallien auf ihre Seite zu bringen, deren magister militum der Neffe von Ricimer war und sich auf dessen Seite stellte. Verzweifelt und ohne Hoffnung, da Anthemius und seine Männer am Verhungern waren, versuchte er einen letzten Widerstand, doch sie konnten nichts ausrichten. Anthemius' Versuch, erneut nach St. Peter zu fliehen, endete mit seiner Gefangennahme und Enthauptung, entweder durch Ricimer oder seinen Neffen Gundobad am 11. Juli 472.
Anmerkungen[]
- ↑ Mathisen, Ralph W. (1998). "Anthemius (12 April 467 – 11 July 472 A.D.)". De Imperatoribus Romanis
- ↑ 2,0 2,1 Sidonius Apollinaris (Gallischer Bischof, ca. 430-485) Epistulae
- ↑ 3,0 3,1 Chronica gallica anno 511
- ↑ Jordanes, Getica
- ↑ Gregor von Tours, Historia Francorum
- ↑ Cassiodorus, Chronicon
- ↑ 7,0 7,1 Johannes von Antiochia, Fragmente 209.1–2, 207, übersetzt von C. D. Gordon, The Age of Attila
- ↑ Magnus Felix Ennodius, Vita Epiphanii
- ↑ John Malalas, Chronographica